Osterpredigt
über 1 Kor 15,1ff, gehalten in Hitzerode, 2009.
Ich
erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch
verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest
steht, 2 durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's festhaltet in der
Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, daß ihr
umsonst gläubig geworden wärt. 3 Denn als erstes habe ich euch
weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Daß Christus gestorben ist
für unsre Sünden [a] nach der Schrift; 4 und daß er begraben worden ist;
und daß er auferstanden ist am dritten Tage [a] nach der Schrift; 5 und
daß er [a] gesehen worden ist von Kephas, [b] danach von den Zwölfen. 6
Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf
einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind
entschlafen. 7 Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach [a] von
allen Aposteln. 8 Zuletzt von allen ist er [a] auch von mir als einer
unzeitigen Geburt gesehen worden. 9 Denn [a] ich bin der geringste unter
den Aposteln, der ich nicht wert bin, daß ich ein Apostel heiße, [b]
weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. 10 Aber [a] durch Gottes
Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich
gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber
ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. 11 Es sei nun ich oder jene:
so predigen wir, und so habt ihr geglaubt.
Liebe Gemeinde, Schwestern und Brüder im Herrn.
Was
Paulus hier seiner Gemeinde mitteilt, gilt auch noch für uns. Wie
entstand, wie entsteht der christliche Glaube, unser Glauben?
Der
Glaube entstand nicht am Ostermorgen, als die Frauen das leere Grab
fanden. Das leere Grab, wir hörten es ja gerade, führte sogar dazu, dass
die Frauen erschraken, flohen und niemandem etwas erzählten. ER führt
zum Verstummen. Das kann man gut verstehen, wenn man sich einen Moment
in ihre Situation versetzt. Wer hätte ihnen geglaubt? haben sie selber
geglaubt, was sie gesehen haben? Das leere Grab kann der Grund des
Glaubens nicht sein. Es führt dazu, dass sie sich erst einmal
erschrecken, davonlaufen und schweigen.
Was
aber dann? Etwas muß doch geschehen sein, dass die Menschen zum Glauben
an den Auferstandenen gekommen sind. Paulus berichtet es uns. Er bringt
in seinem Brief an die Korinther, die genau diese Frage hatten, ein
altes Glaubensbekenntnis.
Jesus
Christus ist gesehen worden von Petrus, danach von den Zwölfen, dann
von allen anderen Aposteln, schließlich von 500 und ganz zum Schluss
auch von ihm.
Denn
der Glaube entstand nicht an einem leeren Grab. Der christliche Glaube
entstand, weil die Jünger dem auferstandenen Herrn begegnet waren. Davon
berichten die ältesten Zeugnisse. Ihr kennt die Geschichte alle, bei
jeder Taufe wird sie vorgelesen, und aus aus dem Grunde, dass hier der
wahre Anfang des Glauben erzählt wird.
Die
elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden
hatte. 17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber
zweifelten. 18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: [a] Mir ist
gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und [a]
machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und
des Sohnes und des heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was
ich euch befohlen habe. Und siehe, [a] ich bin bei euch alle Tage bis an
der Welt Ende.
Due
Jünger waren ja alle aus Jerusalem geflohen, als Jesus gekreuzigt
wurde, weil sie Angst hatten und völlig niedergeschlagen waren, von dem ,
was am Karfreitag geschah, Und sie gingen heim, nach Galilaä, denn das
hatte Jesus ihnen befohlen für den Tag seines Todes. Geht heim, und
wartet auf mich. Nur, dass sie das letzte natürlich nicht verstanden
haben.
Aber
als sie dort versammelt waren, traurig, entmutigt, verängstigt, da
erschien er ihnen auf einem Berg, wo sie sich versammelt hatten, um
gemeinsam zu trauern. Aber selbst dann glaubten die meisten noch nicht.
Sie gerieten aber in Zweifel. Sie trauten ihren Augen und Ohren nicht –
das kann man ebenso gut verstehen wie die Angst der Frauen am leeren Grab. Mich würde so eine Vision eines Toten auch eher erschrecken.
Aber dann sprach er zu ihnen und gab ihnen einen Auftrag. Und daran erkannten sie ihn. „Darum gehet hin und machet
zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des
Sohnes und des heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich
euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der
Welt Ende“
Sie
bekamen einen Auftrag. Und der lautete: erzählt weiter, was ihr erlebt
und von mir gehört habt. Hört jetzt nicht auf, fangt jetzt erst richtig
an, denn mit meinem Tod kommt die Sache, um die es mir geht, erst
richtig in Schwung. Geht übr die Grenzen den Volkes Israel hinaus damit,
sagt es aller Welt und gebt ihnen ein Zeichen, an dem sie sich
erkennen: die Taufe.
Jetzt
entstand der Glaube an den lebendigen Christus. Erst Tage später
treffen sie in Jerusalem auf die Frauen, dann erst hören sie die
Geschichte vom leeren Grab. Die bewirkt den Glauben nicht, die bestätigt
ihn nur. Paulus schweigt davon übrigens ganz. Er weiß, dass diese
Geschichte eigentlich für den Glauben nichts austrägt, sondern wenn,
dann nur der Auftrag, den auch er bekommen hat. Und so geht es j auch
weiter. Die Frauen waren die ersten Zeugen der Auferstehung, das ist
wohl so, aber die Jünger waren die ersten Zeugen des Auferstandenen und
damit des Glaubens. Zusammen sind sie die ersten Zeugen des größten
Geheimnisses der Welt.
Und
so ist es auch mit Paulus. Auch sein Glaube entstand nicht, weil er mit
eigenen Augen das leere Grab sah. Im Gegenteil. Das, was die Christen
davon erzählten, schürte ja überhaupt erst seinen Hass und seine
Verachtung für die Anhänger Jesu, genau diese Geschichten machten ihn
erst zum Verfolger der christlichen Gemeinde.
Er
wurde zum Apostel – weil auch ihm, wie er es sagt, als letztem und
Unwürdigesten von allem, wie einer Fehlgeburt – der Auferstandene
erschien du ihm einen Auftrag gab. Durch die Begegnung mit Christus
bekam sein Leben einen neuen Sinn und eine neue Richtung, es wurde
vollständig umgekrempelt. Das wäre am leeren Grab niemals passiert. Er
musste die Stimme des Herren hören, um gehorsam zu werden. Dass Jesus
ihn in den Dienst nahm, war Ursprung und Anfang seines Glaubens und
seiner rastlosen Tätigkeit im Auftrage des Herrn.
Das will er seiner Gemeinde und uns damit sagen, wenn diese
Kette, diese Wolke von Zeugen benennt. Ich habe es empfangen, und ihr
habt es durch mich empfangen, so beginnt der Glaube. Und so geht es bis
heute. Nicht die Auferstehung, sondern der Auferstandene ist Inhalt und
Gegenstand unseres Glaubens.
Das
feiern wir an Ostern. Das unser Lebe durch Christus eine Richtung und
einrn Sinn bekommt, obwohl und gerade weil er gekreuzigt wurde und alles
wie Scheitern aussieht, in Wahrheit aber Liebe ist. Wir sind Berufene
und Auserwählte, nicht weil wir das wollen, sondern weil Gott das will.
Das ist die Spitze der Osterbotschaft
So
leben wir unter einer Hoffnung, mit einem Auftrag. So sind wir alle
Apostel, Ohrenzeugen des Herren: die Botschaft, sein Auftrag, erreicht
uns durch die Zeitalter und die Geschichte, durch das Wort der Zeugen
und das Zeugnis der Kirche und die Zeichen der Sakramente Taufe und
Abendmahl. Solche tut, sooft ihrs tut, zu meinem Gedächtnis, werden wir
gleich beim Abendmahl hören, und genau das ist es, was wir tunn sollen:
an ihn erinnern. Und zwar uns selbst, die nächsten, die ganze Welt. In
jedem Gottesdienst tun wir es, immer und überall, wo von ihm die Rede
ist, in jeder Feier des Sakramentes, in jeder Tat, die in seinem Sinne
geschieht.
So
sind auch wir Zeugen, nicht der Auferstehunung, die niemand gesehen
hat, sondern des Auferstanden, der uns begegnet in seinem Wort. Darin
sind wir Christen, dass wir an ihn erinnern: der gestorben war, der
auferweckt wurde und der bei uns ist bis an der Welt Ende. Damit die
Furcht ein Ende hat und die Hoffnung beginnen kann, damit die Hoffnung
nicht stirbt und wir leben können, Tag für Tag, von Ewigkeit zu
Ewigkeit.
Keiner
von uns stand am leeren Grab. Keinem von uns begegnete der
Auferstandene persönlich: Paulus war der Letzte. Aber uns allen begegnet
er im Zeugenis, das diese ersten Zeugen abgeben haben und das die
Kirche durch die Zeiten gereicht hat. Die Kirche hat gefehlt, gesündigt
und oft genug ihren Auftrag geradezu verraten. Aber dennoch verstummte
niemals dieses Wort unter aller Doppeldeutigkeit und Menschlichkeit
blieb die Stimme Gottes, die Stimme des Auferstanden hörbar: Siehe ich
bin bei Euch alle Tage, bis and er Welt Ende.
Selbst
wenn wir ein Video hätten von dem, was am Ostermorgen geschehen ist:
unser Glaube ensteht nicht daran, sondern an jeder anderen Botschaft,
die die Jünger hörten:
„Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden und dem Petrus erschienen„
Daran halten wir uns, denn davon werden wir gehalten. Denn diese Stimme verstummt nicht in Ewigkeit.
Amen.
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