Samstag, 5. Oktober 2013

Osterpredigt 2009

Osterpredigt über 1 Kor 15,1ff, gehalten in Hitzerode, 2009.


Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, 2 durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, daß ihr umsonst gläubig geworden wärt. 3 Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Daß Christus gestorben ist für unsre Sünden [a] nach der Schrift; 4 und daß er begraben worden ist; und daß er auferstanden ist am dritten Tage [a] nach der Schrift; 5 und daß er [a] gesehen worden ist von Kephas, [b] danach von den Zwölfen. 6 Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. 7 Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach [a] von allen Aposteln. 8 Zuletzt von allen ist er [a] auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. 9 Denn [a] ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, daß ich ein Apostel heiße, [b] weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. 10 Aber [a] durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. 11 Es sei nun ich oder jene: so predigen wir, und so habt ihr geglaubt.

Liebe Gemeinde, Schwestern und Brüder im Herrn.
Was Paulus hier seiner Gemeinde mitteilt, gilt auch noch für uns. Wie entstand, wie entsteht der christliche Glaube, unser Glauben?
Der Glaube entstand nicht am Ostermorgen, als die Frauen das leere Grab fanden. Das leere Grab, wir hörten es ja gerade, führte sogar dazu, dass die Frauen erschraken, flohen und niemandem etwas erzählten. ER führt zum Verstummen. Das kann man gut verstehen, wenn man sich einen Moment in ihre Situation versetzt. Wer hätte ihnen geglaubt? haben sie selber geglaubt, was sie gesehen haben? Das leere Grab kann der Grund des Glaubens nicht sein. Es führt dazu, dass sie sich erst einmal erschrecken, davonlaufen und schweigen.
Was aber dann? Etwas muß doch geschehen sein, dass die Menschen zum Glauben an den Auferstandenen gekommen sind. Paulus berichtet es uns. Er bringt in seinem Brief an die Korinther, die genau diese Frage hatten, ein altes Glaubensbekenntnis.
Jesus Christus ist gesehen worden von Petrus, danach von den Zwölfen, dann von allen anderen Aposteln, schließlich von 500 und ganz zum Schluss auch von ihm.
Denn der Glaube entstand nicht an einem leeren Grab. Der christliche Glaube entstand, weil die Jünger dem auferstandenen Herrn begegnet waren. Davon berichten die ältesten Zeugnisse. Ihr kennt die Geschichte alle, bei jeder Taufe wird sie vorgelesen, und aus aus dem Grunde, dass hier der wahre Anfang des Glauben erzählt wird.
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. 17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. 18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: [a] Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und [a] machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, [a] ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Due Jünger waren ja alle aus Jerusalem geflohen, als Jesus gekreuzigt wurde, weil sie Angst hatten und völlig niedergeschlagen waren, von dem , was am Karfreitag geschah, Und sie gingen heim, nach Galilaä, denn das hatte Jesus ihnen befohlen für den Tag seines Todes. Geht heim, und wartet auf mich. Nur, dass sie das letzte natürlich nicht verstanden haben.
Aber als sie dort versammelt waren, traurig, entmutigt, verängstigt, da erschien er ihnen auf einem Berg, wo sie sich versammelt hatten, um gemeinsam zu trauern. Aber selbst dann glaubten die meisten noch nicht. Sie gerieten aber in Zweifel. Sie trauten ihren Augen und Ohren nicht – das kann man  ebenso gut verstehen wie die Angst der Frauen am leeren Grab. Mich würde so eine Vision eines Toten auch eher erschrecken.
Aber dann sprach er zu ihnen und gab ihnen einen Auftrag. Und daran erkannten sie ihn. „Darum gehet hin und  machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“
Sie bekamen einen Auftrag. Und der lautete: erzählt weiter, was ihr erlebt und von mir gehört habt. Hört jetzt nicht auf, fangt jetzt erst richtig an, denn mit meinem Tod kommt die Sache, um die es mir geht, erst richtig in Schwung. Geht übr die Grenzen den Volkes Israel hinaus damit, sagt es aller Welt und gebt ihnen ein Zeichen, an dem sie sich erkennen: die Taufe.
Jetzt entstand der Glaube an den lebendigen Christus. Erst Tage später treffen sie in Jerusalem auf die Frauen, dann erst hören sie die Geschichte vom leeren Grab. Die bewirkt den Glauben nicht, die bestätigt ihn nur. Paulus schweigt davon übrigens ganz. Er weiß, dass diese Geschichte eigentlich für den Glauben nichts austrägt, sondern wenn, dann nur der Auftrag, den auch er bekommen hat. Und so geht es j auch weiter. Die Frauen waren die ersten Zeugen der Auferstehung, das ist wohl so, aber die Jünger waren die ersten Zeugen des Auferstandenen und damit des Glaubens. Zusammen sind sie die ersten Zeugen des größten Geheimnisses der Welt.
Und so ist es auch mit Paulus. Auch sein Glaube entstand nicht, weil er mit eigenen Augen das leere Grab sah. Im Gegenteil. Das, was die Christen davon erzählten, schürte ja überhaupt erst seinen Hass und seine Verachtung für die Anhänger Jesu, genau diese Geschichten machten ihn erst zum Verfolger der christlichen Gemeinde.
Er wurde zum Apostel – weil auch ihm, wie er es sagt, als letztem und Unwürdigesten von allem, wie einer Fehlgeburt – der Auferstandene erschien du ihm einen Auftrag gab. Durch die Begegnung mit Christus bekam sein Leben einen neuen Sinn und eine neue Richtung, es wurde vollständig umgekrempelt. Das wäre am leeren Grab niemals passiert. Er musste die Stimme des Herren hören, um gehorsam zu werden. Dass Jesus ihn in den Dienst nahm, war Ursprung und Anfang seines Glaubens und seiner rastlosen Tätigkeit im Auftrage des Herrn.
Das will er seiner Gemeinde und uns damit sagen, wenn  diese Kette, diese Wolke von Zeugen benennt. Ich habe es empfangen, und ihr habt es durch mich empfangen, so beginnt der Glaube. Und so geht es bis heute. Nicht die Auferstehung, sondern der Auferstandene ist Inhalt und Gegenstand unseres Glaubens.
Das feiern wir an Ostern. Das unser Lebe durch Christus eine Richtung und einrn Sinn bekommt, obwohl und gerade weil er gekreuzigt wurde und alles wie Scheitern aussieht, in Wahrheit aber Liebe ist. Wir sind Berufene und Auserwählte, nicht weil wir das wollen, sondern weil Gott das will. Das ist die Spitze der Osterbotschaft
So leben wir unter einer Hoffnung, mit einem Auftrag. So sind wir alle Apostel, Ohrenzeugen des Herren: die Botschaft, sein Auftrag, erreicht uns durch die Zeitalter und die Geschichte, durch das Wort der Zeugen und das Zeugnis der Kirche und die Zeichen der Sakramente Taufe und Abendmahl. Solche tut, sooft ihrs tut, zu meinem Gedächtnis, werden wir gleich beim Abendmahl hören, und genau das ist es, was wir tunn sollen: an ihn erinnern. Und zwar uns selbst, die nächsten, die ganze Welt. In jedem Gottesdienst tun wir es, immer und überall, wo von ihm die Rede ist, in jeder Feier des Sakramentes, in jeder Tat, die in seinem Sinne geschieht.
So sind auch wir Zeugen, nicht der Auferstehunung, die niemand gesehen hat, sondern des Auferstanden, der uns begegnet in seinem Wort. Darin sind wir Christen, dass wir an ihn erinnern: der gestorben war, der auferweckt wurde und der bei uns ist bis an der Welt Ende. Damit die Furcht ein Ende hat und die Hoffnung beginnen kann, damit die Hoffnung nicht stirbt und wir leben können, Tag für Tag, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Keiner von uns stand am leeren Grab. Keinem von uns begegnete der Auferstandene persönlich: Paulus war der Letzte. Aber uns allen begegnet er im Zeugenis, das diese ersten Zeugen abgeben haben und das die Kirche durch die Zeiten gereicht hat. Die Kirche hat gefehlt, gesündigt und oft genug ihren Auftrag geradezu verraten. Aber dennoch verstummte niemals dieses Wort unter aller Doppeldeutigkeit und Menschlichkeit blieb die Stimme Gottes, die Stimme des Auferstanden hörbar: Siehe ich bin bei Euch alle Tage, bis and er Welt Ende.
Selbst wenn wir ein Video hätten von dem, was am Ostermorgen geschehen ist: unser Glaube ensteht nicht daran, sondern an jeder anderen Botschaft, die die Jünger hörten:
„Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden und dem Petrus erschienen„
Daran halten wir uns, denn davon werden wir gehalten. Denn diese Stimme verstummt nicht in Ewigkeit.
Amen.

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