Lo Seid getrost und unverzagt alle, die ihr des HERRN harret!
Ps 31,25
Liebe Gemeinde Schwestern und Brüder
Der Krieg in der Ukraine beschäftigt uns alle.
Diese Passionszeit ist erfüllt
von Bildern namenlosen Schreckens.
Wir haben einen Krieg vor der Haustür
und ganz neu und anders und
stärker als jemals vorher stellt sich
die Frage,
die wir lange verdrängten:
Ist Wladimir Putin und das wofür er steht
unser Feind?
Und können wir wollen, was der Eingangspsalm (Psalm 143) will:
Seine völlige Vernichtung,
durch Gott sogar?
Jeder von uns wird den Moment gehabt haben
wo genau dieser Wunsch stark war:
Tod dem Töter.
Doch was ist dann mit der christlichen
Feindesliebe?
Was mit der Hoffnung auf Frieden
und der Vergebung?
Was mit Freundlichkeit, Langmut, Geduld?
Dazu ein paar hilflose Gedanken,
die vielleicht in ihrer Hilflosigkeit
eine Hilfe sein können.
Die Feindesliebe meint nicht Sympathie
mit dem Feind.
Es geht nicht darum,
ihm gegenüber warme Gefühle zu hegen
und zu leugnen,
dass er der Feind ist.
Der Feind ist doch nur
der Extremfall des Nächsten
und der Extremfall meiner selbst.
Sonst bräuchte es kein Dreifachgebot der Liebe.
Dass Jesus überhaupt von der
Feindesliebe spricht
zeigt,
dass es Feinde gibt
in der unerlösten Schöpfung,
die der Vollendung noch harrt.
Die Feindesliebe meint nicht, dass
es keine Feinde gibt.
Schließlich sagt Paulus, dass Gott sich mit uns
versöhnte, als wir noch Feinde waren,
seine Feinde.
Dafür steht das Kreuz
Und das ist die Spur
Feindesliebe meint
dass wir dem Hass nicht nachgeben,
der nach uns greift.
Es geht darum, dass wir unserem Feind nicht
ähnlich werden,
Dass wir nicht unseres Feindes Feind werden,
sondern Gegner des Bösen, das er tut.
Der Feind als Feind will unsere
Vernichtung und unsere Zerstörung
Dass ist der Sinn des Krieges, seit es ihn gibt.
Und deswegen muss er als Feind ausgeschaltet
werden
bewegungs- und handlungsunfähig
gemacht werden.
Und das muss entschlossen
geschehen.
Und das muss radikal geschehen und
das muss auch schnell geschehen
Denn auch der Krieg
ist eine ansteckende Seuche.
Und dabei machen wir uns immer schuldig,
oder besser: Die Schuld, in der wir leben,
wird bis an die Erträglichkeitsgrenze sichtbar.
Denn der Krieg ist das Menschenmögliche.
Jeder Krieg beschädigt uns alle.
Schon dass es ihn gibt, ist beschämend.
Jeder Krieger
ist ein Akteur des Todes.
Darum ist es tröstlich zu hören:
Der letzte Feind der besiegt wird
ist der Tod.
Golgatha ist das finale Schlachtfeld,
und die schrecklichen Bilder der Apokalypse,
des letzten Buches der Bibel
das die letzte Schlacht Gottes schildert,
kaum zu ertragen,
ist nichts anderes als die Ausschmückung
dessen, was am Karfreitag geschieht:
Gott stirbt,
um die Gewalt zu entlarven, als das, was sie ist:
gottlos.
Und der Karsamstag ist der Tag
der Stille nach der Schlacht.
von der Arthur Wellington,
der Sieger von Waterloo, sagte:
„ Das größte Unglück ist eine verlorene Schlacht, das zweitgrößte eine gewonnene. “.
Und deswegen sind
auch alle die unsere Feinde
die Akteure
des Todes sind
und Wladimir Putin steht
im Moment genau dafür
ein Akteur des Todes zu sein
ein freund des Todes
Der Mensch Wladimir Putin
den ich persönlich überhaupt nicht kenne
sondern
nur aus dem Fernsehen
spielt dabei dabei
keine Rolle.
Möglicherweise ist er wirklich
ein netter Kerl.
Es geht nicht darum was er ist
das liegt allein in Gottes Urteil.
Und da vertraue ich auf seine Gnade und sein Gericht
Dem er sich wird stellen müssen.
Auch für ihn liegt die Verwandlung bereit.
Hier geht Gott,
dafür steht das Kreuz,
über die Bitte des Psalmes hinaus,
den wir am Anfang beteten:
Der Feind, der vernichtet wird,
ist das,
was tödlich ist an ihm und seinen Leuten,
auch ihnen blüht die Verwandlung.
Es ist, etwas paradox gesagt,
eine Vernichtung des Vernichtenden
zum Leben.
Das aber
ist nicht unser Werk.
Hier aber heute und jetzt
geht um seine Handlungen
und die sind
jetzt und hier abgrundtief böse
verachtenswert
und müssen beendet werden,
das wird nicht einfach
Da kommen wir nicht sauber raus.
Aber es muss um
der Menschen willen geschehen,
die deswegen sterben müssen
und zwar auf
beiden Seiten.
Von denen her müssen wir
denken: vom sterben der anderen.
Die Kunst ist immer
dass ich nicht meines Feindes Feind
werde,
dass ich nicht so werde wie mein Feind
Die Herausforderung an uns Christenmenschen
die fast schon paradoxe und schwere
Erwartung ist:
dass wir
sanftmütige Feinde sind.
Wir sind schon weit gekommen,
Vergessen wir das nicht:
Der Krieg als solcher gilt schon als Verbrechen,
er ist geächtet als Mittel der Politik,
das war noch vor einem Jahrhundert ganz anders.
Der Preussische General Clausewitz hat es formuliert,
und es war 200 Jahre Dogma:
Der Krieg ist die Fortsetzung von Politik
mit den Mitteln der Gewalt.
Wir wissen heute:
Krieg ist das Scheitern der Politik
vor der Gewalt
Er beschämt das gesamte
Menschengeschlecht
Und verwundet uns alle.
Das ist für mich
der Hoffnungsschimmer.
In all den verworrenen Diskussionen der letzten Wochen
war das immer deutlich zu spüren:
Krieg ist, was keiner,
der bei Sinnen ist,
wirklich will.
Das mag wenig sein.
Doch das ist es,
Was wir Christenmenschen immer wachhalten müssen:
Krieg soll nicht sein,
und die Rache liegt
in der Hand Gottes
der Vernichtung nicht will.
Aber mir hilft es,
meinen Hass in den Griff zu bekommen.
Denn die Ukraine ist die Heimat meiner Väter.
Mich schmerzt dieser Krieg, wie kaum ein anderer es je tat.
Mir hilft es zu hören,
was die Losung sagt:
Am Ende dieser komplizierten Gedanken, dieses hilflosen Gestammels,
steht ein einfacher Satz,
der dem Psalm des Beginns ins Wort fällt:
Seid getrost und unverzagt alle, die ihr des HERRN harret!
Ps 31,25