Samstag, 27. Februar 2016

Predigt Eph 5, 1-8, Sonntag Okuli, 2016


Das Leben im Licht

5 1 So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder 2 und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.  3 Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. 4 Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagung.  5 Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes.

6 Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.

7 Darum seid nicht ihre Mitgenossen.

8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als ]Kinder des Lichts;

 

 

Lebt als Kinde des Lichts! Das klingt fast wie der Aufruf einer Sekte: wir sind die Kinder des Lichtes, die anderen sind die Kinder der Finsternis, also lasst uns mit ihnen keine Gemeinschaft haben, seid die besseren Menschen!

Wir wissen, wohin so etwas führt. Wer sich selber für einen besseren Menschen hält, ist auf dem besten Wege, zum schlechtesten aller Menschen zu werden: denn wer sich für einen besseren Menschen hält, der hält ja automatisch die anderen für schlechte Menschen!

Das ist ja die Gefahr bei jeder Gruppenbildung. Wir neigen immer dazu, die eigenen Gruppe für besser, höher und klüger zu halten. Das ist eine wahres Gift, das tief in uns drin sitzt und noch aus der Zeit stammt als unsere Vorfahren im Rudel auf allen vieren durch die Wälder krochen. Das ist unser Erbe, vor dem wir uns sehr hüten müssen! Denn diese Verhalten spaltet uns auf und sorgt für Feindschaft und Unfrieden. Es ist genau dieses Denken, an das die Rattenfänger aller Zeiten anknüpften, wenn sie Menschen dahin bringen wollten, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht tun wollen. Unser Herdeninstinkt ist hier am Werke. Und wir erleben ja gerade sehr eindrücklich, wohin das führt. Grölende Menschenmenschen stehen vor Bussen und empfangen die Menschen, die auf der Flucht sind, mit Hass und Häme.  Auf dem Schulhof ist das tägliche Realität: Wer nicht in ist, wer nicht zur Gruppe gehört, der ist der Feind. Wer die falschen Klamotten trägt, wer die falsche Musik hört, wer sich nicht haargenau so benimmt, wie es gerade Mode ist: der läuft ganz schnell Gefahr, ausgegrenzt und verspottet zu werden. Ich glaube nicht, dass hier viele Beispiel dafür bringen muss. Wer sich selber für besser hält, läuft Gefahr, gerade weil er ein Kind des Lichtes sein will, ein Kind der Finsternis zu werden. Das ist falsches und gefährliches Denken..

Wieso schreibt der Apostel das dann aber so? Und er sagt ja scheinbar auch ganz genau, was man tun muss, um ein Kind des Lichtes zu sein. Haltet Euch von Unzucht fern: also von sexueller Ausschweifung, Seid nicht habgierig, seid keine Götzendiener. Ist das ist nicht genau das Gift, von dem ich hier gesprochen habe? Das sieht auf den ersten Blick so aus, und so ist leider auch immer wieder verstanden worden und so wird es auch immer wieder verstanden. Menschen meinen, weil sie auf der richtigen Seite sind und alles richtig machen, hätten sie ein Recht, sich über andere zu erheben.

Das kann aber wohl nicht gemeint sein. Und ist es auch nicht. Denn der Text des Apostel beginnt ja mit dem Satz: Ahmt Euren Gott nach als die geliebten Kinder! Macht, wie er es gemacht hat! Lasst Euch nicht durch leere Reden verführen, sondern hört genau hin!

Denn der Gott, von dem hier die Rede ist, ist der Gott der Liebe und der Erkenntnis. Am Ende geht es um die Frage, an welchen Gott wir glauben – und darum, meine Lieben, ist es so wichtig, dass wir nicht irgendetwas glauben, sondern dass unser Glaube genau ist und konkret.

Lebt als Kinder des Lichtes! dann meint er genau das: lebt in der Nachfolge Jesu, seid barmherzig miteinander!  Was aber am allerwichtigsten ist: Der Glaube muss konkret sein. Wir müssen wissen, was wir glauben. Das Licht, dass Gott in de Welt senden, will  auch unseren Verstand erleuchten! Darum unterrichten wir unsere Kinder im Glauben, darum predigen wir Sonntag für Sonntag: damit wir nicht irgendwelchen Hirngespinsten auflaufen, sondern auch wissen, was wir glauben. Und wir Christen glauben nun einmal an einen gnädigen Gott, der nicht mit Wut und Verachtung über uns herrscht, sondern mit Liebe und Verständnis. Bemüht euch, es auch so zu machen. Wir glauben an Jesus Christus.

Denn solches genaues und richtiges Wissen über das, was man glaubt, kann und davor bewahren, Rattenfängern auf den Leim zu gehen.

Und jetzt wird es interessant. Warum kommen junge Menschen dazu, sich dem islamischen Staat anzuschließen und sich so einer menschenverachtenden Gruppe zugehörig zu fühlen? Wir haben ja diese Woche in der Zeitung von dem Vater lesen können, der zwei Söhne verloren hat, weil sie nach Syrien gegangen sind, um dort als Gotteskämpfer am Krieg teilzunehmen. Wie kommen die dazu? Wir wissen es leider nur zu genau. Weil sie keine Ahnung haben. Es ist erschütternd, aber es zeigt sich immer wieder: Die meisten der Menschen, die sich dem islamischen Staat anschließen, haben von ihrer Religion keine Ahnung! Das mag auf den ersten Blick ein wenig widersprüchlich klingen: sind das nicht fanatisch fromme Menschen, töten sie nicht gerade im Namen der Religion? Ja, das ganz gewiss, aber wenn man sich mit den ehemaligen Kämpfern unterhält, wird auf erschreckende Weise sichtbar, dass ihr angeblicher Glaube schierer und reiner Aberglaube ist, eine Karikatur, ein Zerrbild der Religion: Das, was im islamischen Staat als angeblicher Glaube verkündigt wird, hat mit dem Islam nur sehr wenig zu tun,  so wenig, wie Hexenverbrennung und die Inquisition mit dem christlichen Glauben . Sie kennen den Koran meistens gar nicht, und die, aus dem Christentum kommen, haben keine Ahnung von der Bibel. Sie habend en Kopf voller fanatischer, verzerrter Hirngespinste.  Was sich hier zeigt, ist ein erschreckender Mangel an religiöser Bildung. Von Gnade, von Vergebung, von Wertschätzung und Herzensbildung, die für uns Christen so wichtig sind  - und übrigens auch im Koran eine große Rolle spielen – haben sei noch nie gehört. Sie sind nicht einer Religion, sondern einer Ideologie aufgesessen, weil sie niemals eine wirkliche religiöse Bildung genossen haben. Darum, meine Lieben, ist es so wichtig, dass wir uns mit unserm Glauben wirklich  befassen. Es gibt, mit Verlaub, auch viele Christen, die schieren Unsinn reden, der keinerlei Anhalt an der Bibel und den Traditionen unseres Glaubens hat. Der Glaube lebt von der Auseinandersetzung mit der Wahrheit, nicht von der Behauptung der Wahrheit.  Darum hat Luther die Bibel übersetzt: damit jeder die Möglichkeit hat, sich kundig zu machen! Das ist heutzutage vielleicht die wichtigste Aufgabe des christlichen Glaubens in der Gesellschaft: dass wir unsern Glauben so konkret wie möglich weitergeben, dass wir religiöse Bildung verbreiten. Darum ist der Religionsunterricht, darum ist de Konfirmandenunterricht, darum ist die Predigt so wichtig. Denn der Gott, der hier durch sein Wort zu uns spricht, hat mit dem Hirngespinst-gott,den wir uns manchmal so zurechtlegen, nichts zu tun. Gottes Wort erleuchtet unseren Verstand, um uns vor der Finsternis unser Vorurteile und Meinungen zu befreien. Sich genau kundig zu machen, genau hinzuhören, mit Menschen wirklich in Kontakt zu treten: das ist die vielleicht wichtigste Aufgabe, die wir als Christen im Moment haben. Es ist kein Zufall, dass die Ausländerfeindlichkeit in unserem Lande da am höchsten sind, wo gar keine Ausländer leben: IN Sachsen wohnen prozentual die wenigsten Menschen, die nicht aus Deutschland stammen, gleichzeig ist die Zahl der Christen dort auch besonders niedrig. Ich glaube schon, dass es da einen Zusammenhang gibt. Wo das Licht des Glaubens nicht leuchtet, da wachsen Hass, Vorurteile und Gruppenzwänge, die Menschen dazu bringen,,, andere Menschen nur deshalb zu verachten, weil sie anders sind.

Lebt als Kinder des Lichtes kann also für nur heißen: Bleibt besonnen! Rechnet mit den Mächten der Finsternis auch in eurem eigenen Herzen und kämpft dagegen an – Mit Liebe, mit Geduld, mit guten Worten und Taten der Zuwendung. Nehmt den Menschen die Angst vor dem Fremde, in dem ihr nach dem Menschen fragt, der hinter dem fremden Gesicht steckt. Richtet euch an Christus aus, und nicht an irgendwelchen Hirngespinsten: Lasst Euch nicht durch leere Reden verführen, sondern hört auf das Wort Gottes, dass Euch zur Liebe führen will. Das heißt nicht, dass wir alles gutheißen und billigen. Das heißt nicht, dass wir das Böse in der Welt verleugnen und so tun, als wäre alles nur ein Missverständnis. Das heißt vielmehr; dass wir reden miteinander, dass wir einander der Liebe Gottes versichern, dass wir einander Mut machne, dem Bösen, auch dem bösen in uns, mit Sanftmut entgegentreten und uns für das Recht einsetzen: Denn nur das Recht kann uns schützen

Denn das Böse: das will das Recht nicht, das Böse will das Leben nicht in seiner Vielfalt.

 

Christen sind keine besseren Menschen, die auf andere Menschen herabblicken: Christen sind Menschen, die im Lichte der Liebe Gottes um ihre eigene Fehlbarkeit wissen und darum auf der Hut sind. Was uns helfen kann, diese Erkenntnis am Leben zu halten, ist das Gebet, das Gebet um Erleuchtung und Liebe und Gnade und Weisheit: die brauchen wir heute so dringend, wie selten zuvor.. Niemand hat behauptet, dass der Glaube das Leben einfacher macht: weit gefehlt. Der Glaube, der uns zur Liebe ruft, ist und bleibt eine Zumutung, weil er uns alle vermeintlich einfachen Erklärungen, alle schnellen Urteile und Vorurteile aus der Hand nimmt, und an ihre Stelle Besonnenheit, Klugheit du die Bereitschaft zur Versöhnung und Kompromiss stellt, vor allem aber das, was uns gerade am meisten fehlt: Nüchternheit. Ja, wir sollen leben als Kinder des Lichtes: Nicht weil wir bessere Menschen sind, sondern weil in diesem Licht auch der Schatten sichtbar wird, weil wir wie jeder anderer vor Gott stehen und nur rufen können: Herr, erbarme Dich! Durch Jesus Christus können wir gewiss sein, dass dieser Ruf nicht ungehört bleibt. Das Gebet um Erkenntnis, das Gebet um liebe und Gnade, das Gebet um Erleuchtung ist also die erste und wichtigste Tat des Glaubens: Lehrt unser Kinder in diesem Geiste beten, und ihr gebt ihnen einen kostbaren Schatz  in die Hand, der sie schützt vor Rattenfängern und Verführern, vor Vereinfachern und angeblich Frommen, die am Ende nur Unheil säen! Darum lasst uns das jetzt tun: Beten! Das ist der Anfang des Lebens im Licht.

Amen!