Die sterne verhüllen ihr haupt
Zu schade das licht für die elenden
lügner und schlächter. Der himmel
füllt sich mit schwärze. Es singen
die vögel für sich. Freude war immer
ein irrtum. Auf der Straße vermodert
ein leichnam. Die pfütze schillert.
Kyrie eleison
Theologinnen und Theologen haben komplexe,
weil alles so komplex ist.
Sie leben das paradox,
das paradox nicht zu leben.
Sie machen es sich schwer
Mit der Einfachheit.
Dummschwätzer so:
„Der nutzen des krieges
ist die kostbarkeit
des friedens“.
Oder:
Durch dummheit lernen
als größte aller dummheiten.
Da hätte doch der eine tod
Gottes tod
gereicht.
Es sieht nicht gut aus
für die krone der schöpfung.
Kyrie eleison
Kyrie eleison.
Nie wieder!
Haben sie gesagt.
Nie wieder!
Sage auch ich.
Nie wieder fangen wir an!
Nie wieder lassen wir ihn von der kette!
Nie wieder der schrecken
friedlicher nachbarn!
Nie wieder
einfach nur zusehen.
Nie wieder
einfach nur abwarten.
Nie wieder
dem krieg eine chance geben.
Nie wieder
schweigen und verdienen.
Sie sagen frieden
und ist kein frieden.
Kyrie eleison.
Romane machen dumm
haben sie gesagt
Fernsehen macht dumm
haben sie gesagt
Comicslesen macht dumm
haben sie gesagt
Computer machen dumm
haben sie gesagt
Smartphone macht dumm
haben sie gesagt.
Was in tatsächlich dumm macht:
das Auto.
Was mich da anglotzt
sind meine augen
erloschener funke
vergangener tränen
noch nur ein traum
warte.
wecke mich erst
wenn es vorbei ist
Schenk mir die gnade
von Adams erstem schlaf.
Krieg
sagen sie
zerstört als erstes die wahrheit.
Wie aber wenn es so wäre:
dass er die wahrheit vielmehr
ans licht bringt?
Kyrie eleison
Deine Erde
hat den menschen
nicht verdient. Was hat
sie getan dass du
sie der bestie anvertraust?
Deine gnade ist geradezu
ärgerlich unbegreifbar.
milde rhythmen blaue noten
braungrüne töne über silbernem schlag
das herz ganz langsam
zug für zug
pumpen die lungen
gelbliche luft
lila neuronen pulsen
gegen die angst
web dich ein
hilf mir atmen
grab mich aus
Mit einem stein
Einem lächerlichen stein
Und einer schlaufe
Einer lächerlichen schlaufe
Und einem segen
Einem lächerlichen segen
Warf er ihn um
Wurde dann selbst
lächerlich
vielfacher mörder, schänder, tyrann
Was macht macht.
Hab kein wort mehr
für dich. Todesengel flattern
wie am jüngsten tag. Es stinkt
nach offenem körper
Endzeitfliegen umsurrt
liegt Kains last
schwer auf der liebe
die aus Wunden stammt, deinen!
Ein wunsch nur für mich: erklärs mir
Für alle andren:
Mach ein ende
mit dem gesterbe.
S
Warum? Frag ich schon lange nicht mehr.
Die Antwort übersteigt wohl mein Begreifen:
Nach tausend Büchern kein einziger Satz
und wenn, dann gefällt er mir gar nicht:
Evas Versagen? Adams Schuld? Kains Fluch?
So kleinlich?
Der Preis der Freiheit? So zynisch?
Lass gut sein
Aber “Wie lange noch“
das quält mich
nicht nur für mich.
Lass die Granate ins Leere platzen
Die Rakete trudele ins All und zerschelle lautlos
Dem Panzer lass die Kette reißen
Und feucht möge werden das Pulver
krepieren jegliche Zündung in einem
grotesken Wölkchen von süßlichem Rauch.
Erlahmen soll alles, was rollt zum finstern Geschäft
im klebrigen Schlamm.
Den Feind treffe das Schwert,
das er nicht erhob: das der Gerechtigkeit.
Mütter holen ihre Söhne zurück
Und Väter treten den Generälen
In den ordengeschmückten Arsch.
Die Gattin verweigere sich dem Mörder
Und die Töchter dissen den eiskalten Vater,
Die Söhne fesseln den Irregewordenen
An sein Bett.
Die Völker scheissen auf Grenzen und Sprachen
Und werfen die Fesseln ab der Verblendung:
Niemals, niemals sei Tod ein Mittel
Niemals, niemals sei Tod ein Zweck
Selbst die Hasser sollen leben
Befreit vom Gift
Und sei es
Mit bezwingender Gewalt
die vernichtet
was vernichtet
Und wenn’s vollbracht ist
Sollen Gebete wie diese
nie wieder gebetet werden.
