Donnerstag, 7. April 2022

Feindes Feind. Andacht zur Tageslosung am 11.4.

 Lo  Seid getrost und unverzagt alle, die ihr des HERRN harret!

Ps 31,25

 

Liebe Gemeinde Schwestern und Brüder

 

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt uns alle. 

Diese Passionszeit ist erfüllt

von Bildern namenlosen Schreckens. 

Wir haben einen Krieg vor der Haustür 

 

und ganz neu und anders und

stärker als jemals vorher stellt sich

die Frage,

die wir lange verdrängten: 

 

Ist Wladimir Putin und das wofür er steht

unser Feind

 

Und können wir wollen, was der Eingangspsalm (Psalm 143) will: 

Seine völlige Vernichtung, 

durch Gott sogar? 

 

Jeder von uns wird den Moment gehabt haben

wo genau dieser Wunsch stark war: 

Tod dem Töter. 

 

Doch was ist dann mit der christlichen

Feindesliebe?

Was mit der Hoffnung auf Frieden

und der Vergebung? 

Was mit Freundlichkeit, Langmut, Geduld?

 

Dazu ein paar hilflose Gedanken,

die vielleicht in ihrer Hilflosigkeit

eine Hilfe sein können. 

 

Die Feindesliebe meint nicht Sympathie

mit dem Feind.  

 

Es geht nicht darum, 

ihm gegenüber warme Gefühle zu hegen

und zu leugnen, 

dass er der Feind ist. 

Der Feind ist doch nur 

der Extremfall des Nächsten

und der Extremfall meiner selbst. 

 

Sonst bräuchte es kein Dreifachgebot der Liebe.

 

Dass Jesus  überhaupt von der

Feindesliebe spricht 

zeigt,

dass es Feinde gibt

in der unerlösten Schöpfung, 

die der Vollendung noch harrt.

 

Die Feindesliebe meint nicht, dass

es keine Feinde gibt.  

Schließlich sagt Paulus, dass Gott sich mit uns

versöhnte, als wir noch Feinde waren, 

seine Feinde. 

Dafür steht das Kreuz

 

Und das ist die Spur

 

 

Feindesliebe meint 

dass wir dem Hass  nicht nachgeben, 

der nach uns greift.

 

Es geht darum, dass wir unserem Feind nicht

ähnlich werden, 

Dass wir nicht unseres Feindes Feind werden, 

sondern Gegner des Bösen, das er tut. 

 

 

Der Feind als Feind will unsere

Vernichtung und unsere Zerstörung 

Dass ist der Sinn des Krieges,  seit es ihn gibt. 

 

Und deswegen muss er als Feind ausgeschaltet

werden 

bewegungs- und handlungsunfähig

gemacht werden. 

Und das muss entschlossen

geschehen.

Und das muss radikal geschehen und

das muss auch schnell geschehen

Denn auch der Krieg

ist eine ansteckende Seuche.

 

Und dabei machen wir uns immer schuldig, 

oder besser: Die Schuld, in der wir leben, 

wird bis an die Erträglichkeitsgrenze sichtbar.

 

Denn der Krieg ist das Menschenmögliche. 

Jeder Krieg beschädigt uns alle.

Schon dass es ihn gibt, ist beschämend. 

Jeder Krieger

ist ein Akteur des Todes. 

 

Darum ist es tröstlich zu hören: 

 

Der letzte Feind der besiegt wird 

ist der Tod.

Golgatha ist das finale Schlachtfeld, 

und die schrecklichen Bilder der Apokalypse, 

des letzten Buches der Bibel

das die letzte Schlacht Gottes schildert,

kaum zu ertragen,

ist nichts anderes als die Ausschmückung 

dessen, was am Karfreitag geschieht: 

Gott stirbt, 

um die Gewalt zu entlarven, als das, was sie ist: 

gottlos. 

 

Und der Karsamstag ist der Tag

der Stille nach der Schlacht. 

von der Arthur Wellington, 

der Sieger von Waterloo, sagte: 

„ Das größte Unglück ist eine verlorene Schlacht, das zweitgrößte eine gewonnene. “.

 

 

Und deswegen sind

auch alle die unsere Feinde 

die Akteure

des Todes sind 

und Wladimir Putin steht

im Moment genau dafür

ein Akteur des Todes zu sein 

ein freund des Todes

 

Der Mensch Wladimir Putin 

den ich persönlich überhaupt nicht kenne 

sondern

nur aus dem Fernsehen

spielt dabei dabei

keine Rolle. 

Möglicherweise ist er wirklich 

ein netter Kerl. 

 

Es geht nicht darum was er ist

das liegt allein in Gottes Urteil.

Und da vertraue ich auf seine Gnade und sein Gericht

Dem er sich wird stellen müssen. 

Auch für ihn liegt die Verwandlung bereit. 

 

Hier geht Gott, 

dafür steht das Kreuz, 

über die Bitte des Psalmes hinaus, 

den wir am Anfang beteten: 

Der Feind, der vernichtet wird, 

ist das, 

was tödlich ist an ihm und seinen Leuten, 

 

auch ihnen blüht die Verwandlung. 

 

Es ist, etwas paradox gesagt, 

eine Vernichtung des Vernichtenden

zum Leben. 

Das aber

ist nicht unser Werk.

 

Hier aber heute und jetzt 

geht um seine Handlungen 

und die sind

jetzt und hier abgrundtief böse

verachtenswert

und müssen beendet werden,

das wird nicht einfach 

Da kommen wir nicht sauber raus.

Aber es muss um

der Menschen willen geschehen, 

die deswegen sterben müssen 

und zwar auf

beiden Seiten. 

 

Von denen her müssen wir

denken: vom sterben der anderen.

Die Kunst ist immer

dass ich nicht meines Feindes Feind 

werde,

dass ich nicht so werde wie mein Feind 

Die Herausforderung an uns Christenmenschen

die fast schon paradoxe und schwere

Erwartung ist:

dass wir

sanftmütige Feinde sind.

 

Wir sind schon weit gekommen, 

Vergessen wir das nicht: 

Der Krieg als solcher gilt schon als Verbrechen, 

er ist geächtet als Mittel der Politik, 

das war noch vor einem Jahrhundert ganz anders. 

Der Preussische General Clausewitz hat es formuliert, 

und es war 200 Jahre Dogma:

Der Krieg ist die Fortsetzung von Politik 

mit den Mitteln der Gewalt. 

Wir wissen heute: 

Krieg ist das Scheitern der Politik 

vor der Gewalt

Er beschämt das gesamte

Menschengeschlecht

Und verwundet uns alle. 

 

 

Das ist für mich 

der Hoffnungsschimmer.

In all den verworrenen Diskussionen der letzten Wochen

war das immer deutlich zu spüren: 

Krieg ist, was keiner, 

der bei Sinnen ist, 

wirklich will. 

 

Das mag wenig sein. 

Doch das ist es, 

Was wir Christenmenschen immer wachhalten müssen: 

Krieg soll nicht sein, 

und die Rache liegt

in der Hand Gottes

der Vernichtung nicht will. 

 

Aber mir hilft es, 

meinen Hass in den Griff zu bekommen. 

Denn die Ukraine ist die Heimat meiner Väter. 

Mich schmerzt dieser Krieg, wie kaum ein anderer es je tat.

Mir hilft es zu hören,  

was die Losung sagt:

Am Ende dieser komplizierten Gedanken, dieses hilflosen Gestammels, 

steht ein einfacher Satz, 

der dem Psalm des Beginns ins Wort fällt: 

 

Seid getrost und unverzagt alle, die ihr des HERRN harret!

Ps 31,25

 

 

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