Sonntag, 26. April 2015

Predigt zur Konfirmation 2015, Großenritte. Kol 2, 6-10. Nie war der Glaube so wertvoll wie heute.


Liebe Gemeinde, Schwestern und Brüder im Herrn!

Im Grund möchte ich Euch nur einen Satz weitergeben: Nie war die Konfirmation so wertvoll wie heute, weil der Glaube nie so wertwoll war, wie heute!

Genau davon nämlich sprechen die schönen Worte des Apostels Paulus,  die seit alters am Tag der Konfirmation gelesen und gehört werden.:

6 Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm  7 und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar. 8 Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus. 9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig 10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

 

Glauben ist ganz einfach. Glauben meint einfach nur: Vertrauen haben und Jesus Christus annehmen. Denn Vertrauen ist die Grundlage von allem. Wer auch nur ein bisschen Lebenserfahrung hat, weiß das.

Das Problem am Vertrauen ist, dass es immer wieder enttäuscht werden kann. Eltern enttäuschen ihre Kinder, Kinder enttäuschen ihre Eltern; Partner sind voneinander enttäuscht, Bürger von ihrer Regierung, und was am schmerzlichsten ist: oft genug sind wir auch von uns selbst enttäuscht.

Viele Menschen haben ja den Eindruck, als wäre die Welt in den letzten Jahren immer schlechter geworden. Aber das täuscht. Es hängt damit zusammen, dass wir so neugierig sind auf das Unglück und eien ganze Industrie von schlechten Nachrichten, von Gewalt, Übertreibung, Lug und Betrug lebt. Wir lieben schlechte Nachrichten, wie man sich in jeder Nachrichtensendung und bei jeder Zeitungslektüre überzeugen kann. Ja mehr noch, durch die neuen Medien, vor allem das Internet, hat sich in unserem Land ein Kultur des Geschreis und Gejammers breitgemacht, in der für gute Nachrichten scheinbar gar kein Platz mehr is, am wenigsten für die gute Nachricht des Glaubens. Man kann leicht den Eindruck gewinnen,  dass die Welt voller Idioten, habgieriger Spekulanten, korrupter Politiker, sexversessener Egoisten und gedankenloser Schwätzer ist. Da hat es das Vertrauen schwer. Die vielen guten Dinge und Erlebnisse unseres Leben werden überdröhnt vom Katastrophengebrüll der Medien.

Wir leben in einer Kultur des Geschreis, in der es die Stimme der Vernunft und der Mäßigung immer schwerer hat. Gerade in der Erziehung von Kindern spielt das eine immer größere Rolle. Ich bin immer wieder erstaunt und auch ein wenig erschrocken, wenn ich mitbekomme, was sich in den Köpfen der Kinder so abspielt. Sie wissen heute mit ihren 13 oder 14 Jahren Dinge, von denen ich mit 13 oder 14 noch nicht einmal wusste, dass es sie überhaupt gibt. Erziehung ist schon lange nicht mehr nur die Sache von Eltern, Familie, Schule und anderen, die damit professionell befass sind. Längst erziehen viele andere mit, die wir nicht kennen, die dafür keine Auftrag haben und dafür auch gar nicht vorgesehen sind.  Und es ist unendlich schwer, dagegen anzuerziehen.

Und: Die Welt ist kompliziert geworden. Es ist der ganz normale Alltag, der uns selber oft an den Rand des Wahnsinns treibt. Ich erlebe es auch bei meinen eigenen Kindern: die Schule stellt hohe Ansprüche, sie bestimmt in einer Weise das Leben von jungen Menschen, wie ich es als Schüler nicht erlebt habe. Die Arbeitswelt ist auch hektischer geworden, viele arbeiten weit über ihre Kräfte hinaus, Familien haben es schwer, ein gemeinsames leben auf die Beine zu stellen, in dem Vertrauen wachsen kann.

Und unsere Ansprüche sind gestiegen: sowohl die, wie an uns selbst haben, als auch die, die an uns gestellt werden. Viel Enttäuschung, gerade bei jungen Menschen, hat auch etwas damit zu tun, dass die Erwartungen viel zu hoch sind. Wer sich für sein Leben an den Bildern aus den Medien orientiert, der wird mit Sicherheit enttäuscht werden. Das Leben ist keine Castingshow, und nur eine wird Germanies next Top Modell und ist doch morgen schon wieder vergessen, bei den Allerwengisten kommt Tine Wittler zum Aufräumen und auf Supermann und Batman können wir lange warten. Das Leben ist auch kein Computerspiel, wo nach „Game over“ die Replay-Taste gedrückt werden kann. Zweite Chancen sind selten geworden.

Das alles ist ziemlich gnadenlos. Wir leben in einer gnadenlosen Welt.

Mit einem Wort: Wir leben in einer Gesellschaft, die uns zunehmend überfordert und zutiefst verunsichert. Woran soll man sich halten? Was gilt?

Nie war die Konfirmation so wertvoll wie heute. Denn Konfirmation meint: Innerlich festigen im Glauben, der dem Geschrei der Welt das Vertrauen entgegensetzt.

Denn der Glaube richtet sich nicht an einer Idee, einer Weltanschauung oder irgendwelchen abgehobenen Sätzen aus. Das denken ja viele Menschen: Glauben meint, das für wahr zu halten, was die Kirche sagt, irgendwelche weltfremden Theorien über die Entstehung der Welt, die Unsterblichkeit, viel Menschen denekn, Glauben sei das Gegenteil von Wissen und deshalb völlig unnötig. Aber das ist eine Verzerrung des Glaubens, die sich auch dem Geschrei der Welt verdankt.

Wäre der Glaube unnötig, dann wäre auch die Liebe unnötig.

Denn die Liebe ist auch kein Wissen. Die Liebe ist im Kern nichts anderes als Vertrauen. In der Liebe geht es nicht um Theorien und Meinungen, in der Leibe geht um Menschen. In der Liebe geht es um uns.  Und darum geht im Glauben auch um einen Menschen. Es geht um Jesus von Nazareth. Der hat uns die Liebe gebracht: Er ist der Mensch, in dem die Liebe, indem Gott selber wohnte und zwar vollständig, wie in keinem anderen. Darum ist er unser Held, unser Lehrer und Meister, darum nennen wir ihn unseren Herrn, obwohl das Wort in der Liebe eigentlich gar nichts zu suchen hat. Denn er ist der Herr, der uns dient, was Herrn ja sonst nicht tun. Jesus Christus: das ist keine Idee, das ist ein Mensch, der uns dazu bringen will, menschlich zu sein.

Jesus lehrt uns Vertrauen. Und Jesus gibt uns ein paar einfache Richtlinien dafür, wie das Vertrauen gelingen kann. Wir haben die Worte gehört: Jesus preist die selig, die damit am wenigsten gerechnet haben. Die mit einem schwachen Glauben, die in Angst und Verfolgung leben, die, die sich selber schon aufgegeben haben, mit einem Wort: Jesus preist genau die selig, von denen wir allzu schnell denken, sie seien im Grunde die Verlierer und die Loser, die Luschen und die Schwachen. Gerade denen spricht aber die Liebe Gottes uneingeschränkt zu. Jesus will Vertrauen wecken in die Lebe Gottes, der den Menschen gerade dann liebt, wenn er schwach ist.

Damit stehen die Worte Jesus gegen das normale Denken, gegen den sogenannten gesunden Menschenverstand, so sind die Worte Jesus wie ein  Gegengift gegen das Geschrei in der Welt, dass nur die Superhelden und die Starken, die Schönen und die Reichen glücklich nennt. Nein, Jesus kennt ein besseres, ein stärkeres, ein nachhaltigeres Glück, eine stärker Seligkeit als die von Reichtum, Macht und Ansehen und wovon wir sonst so träumen: Für ihn heißt das Glück Erbarmen,  Zuwendung, Rücksicht auf die Schwachen, Erkenntnis und Annehmen der eigenen Grenzen.

Ich kann Euch nur wünschen, dass der Samen des Glaubens, den wir versucht haben, in eure Herzen zu legen, aufgehen möge in Eurem Leben, damit ihr etwas habt, an dass ihr euch halten könnt, damit ich innere Festigkeit und Stärke bekommt, Euren Wege im Leben zu gehen: Nicht auf Kosten anderer Menschen, sondern als Gewinn für alle Menschen. Nicht auf Kosten Eurer Kraft, sondern so, dass Euch Kraft zuwächst. Die Stimme Jesu, die so einfach Dinge sagt wie die Seligpreisungen, die 10 Gebote oder den 23. Psalm ist am Ende stärker als das Geschrei und das Gebrüll der Welt, und ein Gebet zu rechten Zeit ist stärker und kräftiger als alle großen Pläne, Meinungen und Überzeugungen.

Wenn ihr Euch heute konfirmeiren lasst, dann sagt ihr JA zu Gott, so wie Gott Ja zu Euch gesagt hat, schon bevor ihr überhaupt denken und reden konntet. Wenn wir euch gleich segnen, dann erneuern wir den Segen, dern Gott über euch schon gesprochen hat, bevor ihr überhaupt etwas hören konntet. Wenn wir Euch gleich die Hände auflegen, dann übergießen wir Euch mit einer Kraft, die stärker ist als alle anderen Kräfte dieser Welt: Mit der Liebe. Wir segnen Euch als ein Glied am Liebe Christi, wie es in den schönen Plakat sichtbar wird, dass wir für den Vorstellungsgottesdienst erstellt haben.

Denn der Segen ist das Zeichen des Vertrauens, das wir brauchen wie das tägliche Brot, damit wir an der Welt mit ihrem Geschrei nicht irre werden. Unser Herr, an den wir glauben und auf  den wir vertrauen,  heißt Jesus Christus: Das müssen alle Herren dieser Welt begreifen. Die Macht, aus der wir leben, heißt die Liebe, dass müssen alle Lieblosen dieser Welt begreifen. Die Kraft, die uns trägt, heißt die Hoffnung, dass müssen alle Pessimisten dieser Welt hören. Wer darin fest bleibt, der ist gewappnet für die Stürme des Lebens und kann kraftvoll und ohne Angst leben.

Das wünsche ich Euch. Das wünsche ich uns. Das wünsche ich der Welt. Nie war die Konfirmation so wertvoll wie heute. Denn nie war der Glaube so wertvoll wie heute. Was ihr daraus macht, ist Eure Sache, wie mit allen Geschenken, die ihr heute bekommt. Aber Geld ist eines Tages alle. Glaube, Liebe, Hoffnung aber hören niemals auf.

6 Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm  7 und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar. 8 Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus. 9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig 10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

 

 

 

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