Das Leben im Licht
5 1 So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder 2
und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst
für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. 3
Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht
einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. 4 Auch schandbare
und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr
Danksagung. 5 Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner
oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi
und Gottes.
6 Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn
um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.
7 Darum seid nicht ihre Mitgenossen.
8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht
in dem Herrn. Lebt als ]Kinder des Lichts;
Lebt als Kinde des Lichts! Das klingt fast wie der Aufruf
einer Sekte: wir sind die Kinder des Lichtes, die anderen sind die Kinder der
Finsternis, also lasst uns mit ihnen keine Gemeinschaft haben, seid die
besseren Menschen!
Wir wissen, wohin so etwas führt. Wer sich selber für einen
besseren Menschen hält, ist auf dem besten Wege, zum schlechtesten aller
Menschen zu werden: denn wer sich für einen besseren Menschen hält, der hält ja
automatisch die anderen für schlechte Menschen!
Das ist ja die Gefahr bei jeder Gruppenbildung. Wir neigen
immer dazu, die eigenen Gruppe für besser, höher und klüger zu halten. Das ist
eine wahres Gift, das tief in uns drin sitzt und noch aus der Zeit stammt als
unsere Vorfahren im Rudel auf allen vieren durch die Wälder krochen. Das ist
unser Erbe, vor dem wir uns sehr hüten müssen! Denn diese Verhalten spaltet uns
auf und sorgt für Feindschaft und Unfrieden. Es ist genau dieses Denken, an das
die Rattenfänger aller Zeiten anknüpften, wenn sie Menschen dahin bringen
wollten, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht tun wollen. Unser
Herdeninstinkt ist hier am Werke. Und wir erleben ja gerade sehr eindrücklich,
wohin das führt. Grölende Menschenmenschen stehen vor Bussen und empfangen die
Menschen, die auf der Flucht sind, mit Hass und Häme. Auf dem Schulhof
ist das tägliche Realität: Wer nicht in ist, wer nicht zur Gruppe gehört, der
ist der Feind. Wer die falschen Klamotten trägt, wer die falsche Musik hört,
wer sich nicht haargenau so benimmt, wie es gerade Mode ist: der läuft ganz
schnell Gefahr, ausgegrenzt und verspottet zu werden. Ich glaube nicht, dass
hier viele Beispiel dafür bringen muss. Wer sich selber für besser hält, läuft
Gefahr, gerade weil er ein Kind des Lichtes sein will, ein Kind der Finsternis
zu werden. Das ist falsches und gefährliches Denken..
Wieso schreibt der Apostel das dann aber so? Und er sagt ja
scheinbar auch ganz genau, was man tun muss, um ein Kind des Lichtes zu sein.
Haltet Euch von Unzucht fern: also von sexueller Ausschweifung, Seid nicht
habgierig, seid keine Götzendiener. Ist das ist nicht genau das Gift, von dem
ich hier gesprochen habe? Das sieht auf den ersten Blick so aus, und so ist
leider auch immer wieder verstanden worden und so wird es auch immer wieder
verstanden. Menschen meinen, weil sie auf der richtigen Seite sind und alles
richtig machen, hätten sie ein Recht, sich über andere zu erheben.
Das kann aber wohl nicht gemeint sein. Und ist es auch
nicht. Denn der Text des Apostel beginnt ja mit dem Satz: Ahmt Euren Gott nach
als die geliebten Kinder! Macht, wie er es gemacht hat! Lasst Euch nicht durch
leere Reden verführen, sondern hört genau hin!
Denn der Gott, von dem hier die Rede ist, ist der Gott der
Liebe und der Erkenntnis. Am Ende geht es um die Frage, an welchen Gott wir
glauben – und darum, meine Lieben, ist es so wichtig, dass wir nicht
irgendetwas glauben, sondern dass unser Glaube genau ist und konkret.
Lebt als Kinder des Lichtes! dann meint er genau das: lebt
in der Nachfolge Jesu, seid barmherzig miteinander! Was aber am
allerwichtigsten ist: Der Glaube muss konkret sein. Wir müssen wissen, was wir
glauben. Das Licht, dass Gott in de Welt senden, will auch unseren
Verstand erleuchten! Darum unterrichten wir unsere Kinder im Glauben, darum
predigen wir Sonntag für Sonntag: damit wir nicht irgendwelchen Hirngespinsten
auflaufen, sondern auch wissen, was wir glauben. Und wir Christen glauben nun
einmal an einen gnädigen Gott, der nicht mit Wut und Verachtung über uns
herrscht, sondern mit Liebe und Verständnis. Bemüht euch, es auch so zu machen.
Wir glauben an Jesus Christus.
Denn solches genaues und richtiges Wissen über das, was man
glaubt, kann und davor bewahren, Rattenfängern auf den Leim zu gehen.
Und jetzt wird es interessant. Warum kommen junge Menschen
dazu, sich dem islamischen Staat anzuschließen und sich so einer
menschenverachtenden Gruppe zugehörig zu fühlen? Wir haben ja diese Woche in
der Zeitung von dem Vater lesen können, der zwei Söhne verloren hat, weil sie
nach Syrien gegangen sind, um dort als Gotteskämpfer am Krieg teilzunehmen. Wie
kommen die dazu? Wir wissen es leider nur zu genau. Weil sie keine Ahnung
haben. Es ist erschütternd, aber es zeigt sich immer wieder: Die meisten der
Menschen, die sich dem islamischen Staat anschließen, haben von ihrer Religion
keine Ahnung! Das mag auf den ersten Blick ein wenig widersprüchlich klingen:
sind das nicht fanatisch fromme Menschen, töten sie nicht gerade im Namen der
Religion? Ja, das ganz gewiss, aber wenn man sich mit den ehemaligen Kämpfern
unterhält, wird auf erschreckende Weise sichtbar, dass ihr angeblicher Glaube
schierer und reiner Aberglaube ist, eine Karikatur, ein Zerrbild der Religion:
Das, was im islamischen Staat als angeblicher Glaube verkündigt wird, hat mit
dem Islam nur sehr wenig zu tun, so wenig, wie Hexenverbrennung und die
Inquisition mit dem christlichen Glauben . Sie kennen den Koran meistens gar
nicht, und die, aus dem Christentum kommen, haben keine Ahnung von der Bibel.
Sie habend en Kopf voller fanatischer, verzerrter Hirngespinste. Was sich
hier zeigt, ist ein erschreckender Mangel an religiöser Bildung. Von Gnade, von
Vergebung, von Wertschätzung und Herzensbildung, die für uns Christen so
wichtig sind - und übrigens auch im Koran eine große Rolle spielen –
haben sei noch nie gehört. Sie sind nicht einer Religion, sondern einer
Ideologie aufgesessen, weil sie niemals eine wirkliche religiöse Bildung
genossen haben. Darum, meine Lieben, ist es so wichtig, dass wir uns mit unserm
Glauben wirklich befassen. Es gibt, mit Verlaub, auch viele Christen, die
schieren Unsinn reden, der keinerlei Anhalt an der Bibel und den Traditionen
unseres Glaubens hat. Der Glaube lebt von der Auseinandersetzung mit der
Wahrheit, nicht von der Behauptung der Wahrheit. Darum hat Luther die
Bibel übersetzt: damit jeder die Möglichkeit hat, sich kundig zu machen! Das
ist heutzutage vielleicht die wichtigste Aufgabe des christlichen Glaubens in
der Gesellschaft: dass wir unsern Glauben so konkret wie möglich weitergeben,
dass wir religiöse Bildung verbreiten. Darum ist der Religionsunterricht, darum
ist de Konfirmandenunterricht, darum ist die Predigt so wichtig. Denn der Gott,
der hier durch sein Wort zu uns spricht, hat mit dem Hirngespinst-gott,den wir
uns manchmal so zurechtlegen, nichts zu tun. Gottes Wort erleuchtet unseren
Verstand, um uns vor der Finsternis unser Vorurteile und Meinungen zu befreien.
Sich genau kundig zu machen, genau hinzuhören, mit Menschen wirklich in Kontakt
zu treten: das ist die vielleicht wichtigste Aufgabe, die wir als Christen im
Moment haben. Es ist kein Zufall, dass die Ausländerfeindlichkeit in unserem
Lande da am höchsten sind, wo gar keine Ausländer leben: IN Sachsen wohnen
prozentual die wenigsten Menschen, die nicht aus Deutschland stammen,
gleichzeig ist die Zahl der Christen dort auch besonders niedrig. Ich glaube
schon, dass es da einen Zusammenhang gibt. Wo das Licht des Glaubens nicht
leuchtet, da wachsen Hass, Vorurteile und Gruppenzwänge, die Menschen dazu
bringen,,, andere Menschen nur deshalb zu verachten, weil sie anders sind.
Lebt als Kinder des Lichtes kann also für nur heißen: Bleibt
besonnen! Rechnet mit den Mächten der Finsternis auch in eurem eigenen Herzen
und kämpft dagegen an – Mit Liebe, mit Geduld, mit guten Worten und Taten der
Zuwendung. Nehmt den Menschen die Angst vor dem Fremde, in dem ihr nach dem
Menschen fragt, der hinter dem fremden Gesicht steckt. Richtet euch an Christus
aus, und nicht an irgendwelchen Hirngespinsten: Lasst Euch nicht durch leere
Reden verführen, sondern hört auf das Wort Gottes, dass Euch zur Liebe führen
will. Das heißt nicht, dass wir alles gutheißen und billigen. Das heißt nicht,
dass wir das Böse in der Welt verleugnen und so tun, als wäre alles nur ein
Missverständnis. Das heißt vielmehr; dass wir reden miteinander, dass wir
einander der Liebe Gottes versichern, dass wir einander Mut machne, dem Bösen,
auch dem bösen in uns, mit Sanftmut entgegentreten und uns für das Recht
einsetzen: Denn nur das Recht kann uns schützen
Denn das Böse: das will das Recht nicht, das Böse will das
Leben nicht in seiner Vielfalt.
Christen sind keine besseren Menschen, die auf andere
Menschen herabblicken: Christen sind Menschen, die im Lichte der Liebe Gottes
um ihre eigene Fehlbarkeit wissen und darum auf der Hut sind. Was uns helfen
kann, diese Erkenntnis am Leben zu halten, ist das Gebet, das Gebet um
Erleuchtung und Liebe und Gnade und Weisheit: die brauchen wir heute so dringend,
wie selten zuvor.. Niemand hat behauptet, dass der Glaube das Leben einfacher
macht: weit gefehlt. Der Glaube, der uns zur Liebe ruft, ist und bleibt eine
Zumutung, weil er uns alle vermeintlich einfachen Erklärungen, alle schnellen
Urteile und Vorurteile aus der Hand nimmt, und an ihre Stelle Besonnenheit,
Klugheit du die Bereitschaft zur Versöhnung und Kompromiss stellt, vor allem
aber das, was uns gerade am meisten fehlt: Nüchternheit. Ja, wir sollen leben
als Kinder des Lichtes: Nicht weil wir bessere Menschen sind, sondern weil in
diesem Licht auch der Schatten sichtbar wird, weil wir wie jeder anderer vor
Gott stehen und nur rufen können: Herr, erbarme Dich! Durch Jesus Christus
können wir gewiss sein, dass dieser Ruf nicht ungehört bleibt. Das Gebet um
Erkenntnis, das Gebet um liebe und Gnade, das Gebet um Erleuchtung ist also die
erste und wichtigste Tat des Glaubens: Lehrt unser Kinder in diesem Geiste
beten, und ihr gebt ihnen einen kostbaren Schatz in die Hand, der sie
schützt vor Rattenfängern und Verführern, vor Vereinfachern und angeblich
Frommen, die am Ende nur Unheil säen! Darum lasst uns das jetzt tun: Beten! Das
ist der Anfang des Lebens im Licht.
Amen!
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