1.Kor 15,1-11
15 1 Ich erinnere euch
aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr
auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, 2 durch das ihr auch selig
werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe;
es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt.
3 Denn als Erstes habe ich
euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist
für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er
auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; 5 und dass er gesehen worden
ist von Petrus, danach von den Zwölfen.
6 Danach ist er gesehen
worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch
heute leben, einige aber sind entschlafen. 7 Danach ist er gesehen worden von
Jakobus, danach von allen Aposteln.
8 Zuletzt von allen ist er
auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. 9 Denn ich bin der
geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel
heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.
10 Aber durch Gottes Gnade
bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen,
sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern
Gottes Gnade, die mit mir ist. Es sei nun ich oder jene: so predigen wir und so
habt ihr geglaubt.
Liebe Gemeinde, Schwestern
und Brüder im Herrn
Was Paulus hier seiner Gemeinde mitteilt, gilt auch
noch für uns. Wie entstand, wie entsteht der christliche Glaube, unser Glauben?
Er entsteht durch die Begegnung mit der Botschaft vom auferstandenen Christus. Und was hat zu bedeuten? Er bedeutet das Ende der Gewalt und den Anfang der Liebe!
Was ist geschehen an jenem Morgen, drei Tage nach dem Kreuzestod? Was hat hat die Menschen zum Glauben an den Auferstandenen gebracht? Das leere Grab war es nicht: die Frauen liefen davon, wie wir hörten, sie waren erschrocken, und das kann man gut verstehen. Es muss noch mehr geschehen sein, dass
die Menschen zum Glauben an den Auferstandenen gekommen sind, etwas muss doch
geschehen sein, dass wir bis heute Ostern feiern und Sonntag für Sonntag die
Auferstehung verkündigen!
Paulus berichtet es was geschehen ist. Er bringt in
seinem Brief an die Korinther, die genau diese Frage hatten, ein altes
Glaubensbekenntnis. Das älteste, das wir haben: ein Stück christliches
Urgestein.
Jesus Christus, der Gekreuzigte, ist gesehen worden
von Petrus, danach von den Zwölfen, dann von allen anderen Aposteln, schließlich
von 500 und ganz zum Schluss auch von ihm, Paulus selber.
Der christliche Glaube entstand, weil die Jüngerin
und Jünger dem auferstandenen Herrn begegnet waren und durch diese Begegnung
von innen heraus verwandelt worden sind.
Es dauerte fünfzig Tage, es dauerte bis Pfingsten, bis
alle verstanden hatten, was geschehen ist: Gott hat das Geschehen vom Karfreitag
überwunden. Er hat den getöteten Christus zu sich geholt, ihm das ewige Leben
geschenkt, seinen Mördern vergeben und ein neues Kapitel in der Geschichte von
Gott und Mensch aufgeschlagen mit der Überschrift: Von der Liebe!
Das ist es, was geschah: Menschen wurden durch
diese Begegnung, wie es ja auch bei Paulus war, im innersten berührt und
verwandelt. Aus ihrer Trauer, aus ihrem Entsetzen und ihrem Schmerz wurde
Freude, Dankbarkeit und sogar Jubel. Mitten in einer Welt, die in Dunkel und
Finsternis versunken schien, leuchtet auf einmal ein helles Licht.
Und daraus folgt eine einfache Botschaft, die wir
in diesen Tagen besonders klar hören und bekennen müssen: Gewalt im Namen
Gottes ist Gotteslästerung! Christus wurde im Namen Gottes getötet und
gekreuzigt, es war ein religiöser Mord, wie wir sie in diesen Tagen dauernd
erleben, aber Gott hat das nicht gelten lassen. Wer Hass, Verachtung und Ausgrenzung
predigt und lebt, hat den Ruf des Auferstandenen noch nicht verstanden, selbst
wenn er ihn gehört hat. Jesus Christus hat alle Grenzen gesprengt: Darum gibt
es auch für den Glauben keine Grenzen. Wenn Menschen sich in die Luft sprengen,
weil sie meinen, damit Gott einen Gefallen zu tun, dann ist das nicht nur unter
menschlichem Gesichtspunkt abscheulich. sondern ein Greuel und ein Frevel, und
diese Menschen können einem nur leid tun, weil sie im Namen eines
Hirngespinstes von Religion einem Götzen nachlaufen!
Meine Lieben: von dieser Barmherzigkeit Gottes hat
auch der Islam gehört. Die erste Sure des Koran nennt Gott den Allerbarmer und
den Barmherzigen! Auch Moslem hören davon, dass Gott die Toten auferweckt und
zu sich in sein Reich holt. Aber genau wie das Christentum mit seiner
Geschichte von Gewalt, Unterdrückung und Massenmord, haben das nicht alle so
recht verstanden. Nehmen wir das beim Wort: Stoßen unsere moslemischen Mitmenschen
nicht weg, weil einige von Ihnen fanatisch und verblendet sind, sondern laden wir sie ein. mit uns gemeinsam
diese Barmherzigkeit Gottes zu feiern! Wir wissen aus unsere Geschichte, wohin
es führt, wenn man Barmherzigkeit mit Rache verwechselt, wohin es führt, wenn
man den Glauben missbraucht, um Menschen einzuschüchtern, klein zu machen und
zur Rache aufzustacheln. Wie furchtbar kann ein frommer Mensch sein, der die
Barmherzigkeit vergessen hat und nicht merkt, dass er voll ist von Hass und Rache!
Auch das Christentum hat seine Geschichte von Feuer und Schwert, und das sollte
uns demütig machen!
Paulus selbst war auch voller Hass und Rache auf
die ersten Christen, weil er gefangen war in seinem engen Glauben an einen
zornigen Gott und sich für sein Werkzeug hielt. Damit war er auch meilenweit
entfernt von dem, was sein jüdischer Glaube ihm eigentlich hätte sagen sollen!
So wurde er eines Besseren belehrt: Durch Jesus Christus selbst. Darum schreibt
er: „Zuletzt begegnete Christus auch mir, als einer Nachgeburt“, sozusagen in
letzter Minute. Jeder hat die Chance, von Gott gerufen zu werden, jeder hat die
Chance, aus dem selbstgeschaufelten Grab von Hass und Angst herausgerufen zu
werden. Das ist der Kern der österlichen Botschaft. Darum lasst uns nicht müde
werden, diese Botschaft zu verkündigen. Nicht wir bekehren und ändern die
Menschen, nicht wir wecken Tote auf, nicht wir heilen Wunden und richten
zerschlagene Herzen auf, sondern Gott selber tut es – er tut es aber nicht ohne
uns: Wir sind seine Zeugen! Was für ein Vertrauen er in uns hat!
Geben wir als Christen also ein Zeugnis dafür, dass
Gottes Barmherzigkeit allen Menschen, allen Geschöpfen zugewandt ist, vertrauen
wir als Jüngerinnen und Jünger Jesu darauf, dass sein Wort Kraft hat: dann werden
wir gegen die Mächte des Todes etwas in der Hand haben, was stärker ist als der
Tod: Die Liebe. Gegen alle Verachtung, gegen allen menschengemachten Tod, gegen
alle Bomben, Kriege und Kreuze rufen wir: Der Herr ist auferstanden, er ist
wahrhaftig auferstanden! Es ist unsere einzige Chance, dem Schrecken
standzuhalten und den Frieden in die Welt zu bringen. Es ist unsere einzige
Chance, aus der Verwirrung unseres Verstandes herauskommen zur Klarheit des
Herzens: Jesus Christus der Auferstandene ist das Ende der Gewalt.
Der christliche Glaube entstand, weil Menschen dem
Auferstandenen begegneten. Gestern, heute und morgen, überall, wo seine Botschaft
verkündigt wird in Wort und Tat und Sakrament, wie wir es gerade jetzt tun im
Auftrag Jesu Christi, der uns zuruft: Ich lebe, und ihr sollt auch leben! Das
ist Ostern: grenzenlose, grenzenüberwindende Hoffnung! Amen
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