Donnerstag, 8. Mai 2014

Staatstragender Predigtquark - oder: Kanzelirrsinn zur Konfirmation

Es ist ja doch vielleicht instruktiv, oder zumindest ein Spaß, mal so richtigen Quark zu lesen. Und was war ich stolz, als ich fertig war. Aber so ist das, wenn man meint, ein paar Einfälle könnten harte Arbeit ersetzen und ich könne am Mittwoch schon alles fertig haben, um meine Nerven zu schonen. Also ob ich Pfarrer geworden wäre, um meine Nerven zu schöne. Große Sünden straft der Herr langsam und qualvoll. Ein Menetekel! Ich haue das jetzt unkorrigiert raus, weil ich es versprochen habe. In Wahrheit ist natürlich schon so, dass solche Kasualpredigten eine ganz eigene Herausforderung darstellen: meint man doch, heute, hier und jetzt müss einfach alles gesagt werden, und zwar möglichst unterhaltsam, natürlich menschennah (also irgendwie einfach), aber auch dem Auftrag entsprechend (also irgendwie anpsruchsvoll), natürlich exegetisch korrekt (Gott hört mit!), dabei launig (aber nicht witzig) und doch seriös (also staatstragend).

Die Sünde aber, schreibt Paulus, kommt aus dem Gesetz.
Ein guter Twitter-Freund schrieb: fang doch mit ´nem Haiku an. Habe ich gemacht. War guter Anfang für was Neues:

Da habe ich nun
/den Glauben eingetrichtert
/in das leere Herz.

| Das Hirn aber kocht
/sein Emotionensüppchen
/oder andersrum?

 Viel Vergnügen. Liebe junge Kollegen und Kolleginnen: Lernt was draus. Wer findet die Fehler (nicht die Tippfehler, die habe ich drin gelassen, weil ich damit jetzt nicht auch noch Zeit verschwenden wollte. Aber: je unklarer die Gedanken, umso höher die Vertipper-Frequenz).
Liebe ältere Kollegen und Kolleginnen: Ihr kennt das.
Liebe Sonstige: Ein Blick die Werkstatt. Genauer: in die Mülltonne. Da könnt ihr mal sehen, was Euch erspart bleibt (manchmal).

Der Text ist doch für eine Konfirmation wie geschaffen. Er klingt nach dem Konfirmationssegen.


Kol 2, 6-10
6 Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm

7 und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.

8 Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus.

9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftiga

10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

 

Liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde, Schwestern und Brüder im Herrn!

 

Seit 2007 gibt es funktionsfähige Smartphones. Man wird nicht übertreiben, wenn man sagt: Sie werden unser Leben verändern. Das sind jetzt 7 Jahre. Die meisten von Euch werden sie also schon als Kinder kennengelernt haben.

 

Am 6. August 1991 ging das World Wide Web los, seit 1981 gibt es das Internet, seit 1961 die dafür notwendige Technik. Das sind also 10 bis 50 Jahre.

1921 wurde die Fußballabteilung des GSV Baunatal gegründet.

Das sind 93 Jahre

1886 wurde das Patent auf ein selbstfahrendes Fahrzeug mit Otto-Motor ausgestellt, das Auto war erfunden. Das sind 128 Jahre.

1717 wurde in Preußen die allgemeine 6jährige Schulpflicht durchgesetzt. Das sind 297 Jahre.

Das alles sind Entwicklungen, die unser und Euer Leben bestimmen, bis heute und wohl auch noch in weiterer Zukunft. Wir stehen in einer langen Kette von Entwicklungen, und wir sind immer auch die Nachfahren, die Nachkommen, die von dem leben, was die Vorfahren gesagt, getan und eingerichtet haben. Viele dieser Institutionen und Einrichtungen sind alt: die Schulpflicht schon fast 300 Jahre.

Das ist aber alles nichts gegen das, was wir hier heute tun. 1539 wurde die Konfirmation erfunden und zum ersten Mal in Hessen gefeiert. Seitdem werden Jahr für Jahr alle getauften Jungen und Mädchen in einem Gottesdienst konfirmiert: Die Eltern und die Kirchengemeinde lösen das Versprechen ein, das sie bei der Taufe gegeben haben und die jungen Menschen sagen JA zu ihrer Taufe, nachdem sie im christlichen Glauben unterrichtet worden sind. Das sind 475 Jahre. In so einer langen Kette der Tradition steht ihr mit dem, was wir heute tun. Es gibt in usnerem Leben fast nichts mehr, was so tief in die Vergangenheit zurückreicht. Ich habe „fast“ gesagt: darauf komme ich noch zurück. Es gibt etwas, das ist noch älter und noch ehrwürdiger, und das haben wir gestern Abend gefeiert:

Seit 2000 Jahren feiern wird das Abendmahl. Seit 2000 Jahren sind es immer noch dieselben Worte, die Jesus zu seinen Jüngern sprach: Nehmet hin und esset, das ist mein Leibe, nehmet hin und trinket, das ist mein Blut!

2000 Jahre christlicher Glaube, 2000 Jahre Kirche mit alle ihrem Glanz und ihrem Schrecken, all ihrem Gelingen und ihrem Versagen. 2000 Jahre geben wir die heilige Flamme des Glaubens weiter,  des Glaubens an Jesus Christus. Das ist eine Tradition, die unser Leben bestimmt, mehr als all die anderen Sachen, die ich am Anfang genannt habe. Unter allem Fortschritt, aller Entwicklung der Menschheit ist das der stabile Faktor, das schlechthin verlässliche.

Warum aber? Wozu der Glaube, wozu die Konfirmation? ist das nicht, gerade weil es so alt, ist völlig überholt? Ist das nicht, gerade weil es so alt ist, nur etwas für Alte Leute, die von Vorgestern sind?

Viele sehen das so. Aber das ist ein Irrtum. Und dieser Irrtum ist darin begründet, dass so viele Stimmen heute mitreden bei der Erziehung, in der Politik, in der öffentlichen Meinung. Wir leben in einer Gesellschaft, die zutiefst verunsichert ist, weil alle Meinungen, alle Überzeugungen und jeder Standpunkt zu Wort kommen darf und es auch tut. Und das ist gut so. Das ist nämlich die errungene Freiheit in unserem Land, die wir unter gar keinen Umständen, niemals!, aufgeben dürfen. Hier muss und soll Raum für jeden sein! Und diese Freiheit hat ihre Wurzeln im christlichen Glauben. Denn darin sind wir ja evangelisch, darin sind wir ja Protestanten, dass wir uns nicht bevormunden lassen von einer Kirche, die meint, die Wahrheit mit Löffeln gefressen zu haben oder von einer politischen Macht, die meint, uns vorschreiben zu können, wie wir zu leben und zu denken haben. Es ist gerade ein Erbe des christlichen Glaubens, dass wir in aller Freiheit vor Gott stehen, der uns eben nicht nach dem beurteilt und bewertet, was wir tun und sagen, was wir bringen und wie wir drauf sind. Die Kernbotschaft lautet: Alle sind geladen, und alle sind die Freiheit gerufen, weil Gott uns in Jesus Christus als Mensch unter Menschen begegnet. Es ist so einfach!

Und darum möchten wir, dass auch ihr jungen Menschen von dieser Botschaft hört und sie versteht und Ja zu ihr sagt. Weil es die Botschaft von der Freiheit ist.

Aber Freiheit bedeutet eben nicht: tun und lassen, was man will. Freiheit bedeutet nicht, dass jeder so vor sich hin lebt, als gäbe es die anderen nicht. Wer das denkt, ist schwer auf dem Holzweg. Aber leider macht sich dieses Denken ganz schön breit in unserer Gesellschaft. Weil sie ihre christlchen Wurzeln immer mehr vergisstt. Weil sie vergessen hat, dass die Freiheit, von der wir Christen reden, immer meint: Die Freiheit in der Gemeinschaft. Es ist nicht nur die Freiheit von etwas. Es ist auch die Freiheit zu etwas. Die 10 Gebote und das Liebesgebot Jesus, die ihr gelernt habt, machen das ganz deutlich: wirkliche Freiheit kann es nur geben, wo es Sicherheit, Stabilität und Verlässlichkeit gibt, und gelebte Solidarität und Gemeinschaft. Nur wenn ich darauf vertrauen kann, dass mir mein Nachbar nicht den Schädel einschlägt, die Frau ausspannt oder mich belügt oder übers Ohr haut, nur wor wir gemeinsame Zeiten des Feierns und des Ruhens haben und Gerechtigkeit herrscht, kann ich in Freiheit leben. Nur wo ich mich drauf verlassen kann, dass die Regeln des Zusammenlebens gelten und auch akzeptiert werden, kann ich in Freiheit leben. Nur wo ich in aller Freiheit „Ja“ sage zu den Regeln, die unser Zusammenleben in Frieden und Sicherheit  ermöglichen, kann ich in Freiheit leben.. Darum geht es. Das ist der tiefste Sinn des christlichen Glaubens. Darin möchten wir Euch und uns immer wieder aufs neue fest machen, was ja die wörtliche Bedeutung von Konfirmation ist. Wir möchten den Glauben in euer Herz senken, das Vertrauen auf den gnädigen und freundlichen Gott, damit ihr innerliche gefestigt werdet gegen das Geschwätz und die Zumutungen einer Welt, die Euch einreden will, alles sei möglich und jeder könne so leben, wie er will, und es sei egal, ob man an Gott glaubt oder nicht: hauptsache die kasse stimmt und man hat Spaß. Diese Auffassung vom Leben wird Euch mit Garantie in extreme Schwierigkeiten bringen. Denn wer nicht solidarisch ist, wer nicht gelernt hat, Rücksicht, Toleranz und Gemeinsinn zu üben, der wird eines Tages auch allein sein. Wir sind aufeinander angewisen, und wer meint, die anderen nicht zu brauchen, wird am Ende allein, einsam und verlassen sein. Der Glaube will uns Mut machen, die Freiheit des Glaubens immer wieder neu zu ergreifen, damit wir reife, kluge und gemeinschaftsfähige Menschen werden. So fasst der Biref an die Kolloser die Botschaft zusammen, und es ist der Text, der seit alters, seit 475 Jahren, bei der Konfirmation gelesen und bedacht wurde.

6 Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm

7 und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.

8 Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus.

9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftiga

10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

Durch Eure Taufe seit ihr der macht Gottes utnerstellt, und das ist die Macht der Liebe. Alle anderen Mächte haben gegen sie keine Chance. Also lebt auch aus dieser Macht, die al einezige Macht der Welt eben nicht auf Gewalt, sondern auf Wertschätzung und Vergebung baut. Leerer Trug und Philosophhie nennt der Apostel all jene Auffassungen von der Welt, die meinen, wie seien die herren der Schöpfung und wir hätten die Macht und wir hätten den Durchblick und wir seien die schänsten, die klügsten und gescheitesten. Wer das meint, wird sehr bald eines besseren belerht werden, und wer Euch das einredet, der belügt Euch. Da bin ich, wie der Apostel, ganz kompromsisslos: Wir sin dnicht de Herren, Jesus Christus ist der Herr! und weil er herrscht, soleln und müssen wir unser leben an der Liebe ausrichten. Und die Liebe ist nicht nur so einbe Bauchgefühl. Das wäre Verleibtheit, die ist auch schän. Aber sie vergeht, weil sie eben nur ein Gefühl ist. Das Kino lebt von der Lüge, als könne diese Form der Lüge eweig halten und die Werbung lebt von der Lüge, als müssten wir nur die richtigen Sachen essen, die richtigen Klamotten tragen, das richtige Auto fahren,die richtige Versicherung abshchließen, dann könne uns nichts passieren. Das ist in der Tat leer Trug und Philisosophie im schlechtesten Sinne. Seit 2000 Jahren hören wir, dass ein gutes Leben nur ein leben ist, das aus Dankbarkeit, Ehrfurcht und Sanftmut heruas geführt wird, seit 2000 Jahren hören wir, dass in Wahrheit nur einer Macht hat übe runser Leben, und das ist Gott.

Und seit 475 Jahren versuchen wir als Gemeinde, als das von Gott berufene Volk unter den Völkern, dass den jungen Menschen ins Herz zu senken und ihnen den Glauben nicht zur als trockene und spröde Lehre einzutrichtern, sondern als ene besondere Form des Lebens nahezubringen. Und jetzt seid irh dran, als Eltern, Großeltern, Paten, als Nachbarn, Mitmenschen und als Gemeinde Gottes: es ist unser aller Aufgabe, das zu tun, wir alle arbeiten, seit 2000 Jahren an diesem großen Projekt, die Erde mit der Hilfe Gottes zu einem Ort zu machen, an dem nan sich nich fürchten muss und wo man gut leben kann. Da arbeiten wir alle dran. Ich bin als Pfarrer auf verlorenem Psoten, wenn ich das allein tun soll. Ihr sied, wir wohl und gut wisst, ich bin aja selber Vater, auf verlorenem Porsten, wenn wir meinen,d as alleine zu schafen. Wir sind als Schule, als Geslleschaft, als ARbeitgebe und Arbeitnehmer, als Kind und als Rentner, als man und als Frau, alle herausgeforder ung eingeladen, daran mitzuarbieten, dass das Feuer des Glaubens nicht erllischtun die Fackel der Freiehit in unserer Welt weiter hell leuchtet und Menschen zu Menschen werden zu lassen.

Das ist es, was wir Euch heute mitgeben, wenn ihr ja sagt zu Eurer Taufe und den Segen Gottes empfangt: . Habt Mut zu leben aus der Kraft Gottes, damit tut ihr Euch und der Welt etwas Gutes! Nur, wenn wir zusammenhalten und den Glauben leuchten lassen, haben di eMächte des Todes und der Gewalt eben keine Macht über uns. Das, und nur das, das aber mit aller Kraft, die wir haben ist der Auftrag der Kirche als der Gemeinschaft der Menschen, die auf Gottes Worte hören. Und es ist unser Auftrag, dass so zu tun, dass wir gehört werden: Modern in der Form, aber alt im besten Sinne, denn die alte Botschaft ist immer wieder neu.

Und wenn ihr heute gar nichts davon spürt, und wenn Euch der Glaube heute völlig kalt lässt, und wenn das Smartphone in Eurer Hosentasche im Moment viel wichtiger ist als alles, was wir hier heute tun, und wenn alle anderen Stimmen die auf Euch einprasseln, den Eindruck erwecken, sie sein wichtiger und richtiger: Seid gewiss, ihr werdet den Glauben noch brauchen, weil er auch gegen Lüge und falsche Lebensauffassungen schützt: Je tiefer ihr in das Leben einsteigt, je mehr ihr spürt, wie das Leben wirklich ist, um so mehr werdet ihr verstehen und begreifen, was wir Euch heute hier geschenkt haben. Wir konfirmieren, wenn man so will, auf Vorrat Und wenn ihr, Eltern, Paten und Verwandte, Nachbarn und Freunde, heute davon nichts spürt, wenn ihr vom Leben enttäuscht und frustriert, von alledem nichts hören könnt und wollt: Dann nehmt es trotzdem mit. Gott kann warten. Aber schöner wäre es, wohltuend wäre es, und darum wünsche ich es Euch allen von Herzen, wenn auch her alle heute hier ein wenige mitkonfirmiert, mit gefestigt werdet und Euren alten Glauben wieder neu spürt und wieder aufs neue spürt, dass die alten Worte keineswegs alt sind, sondern aktuell und wichtig, als wären sie gestern geschrieben:

6 Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm

7 und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.

8 Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus.

9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftiga

10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

 

Derr Herr, unser Gott, erleuchte Euren Verstand, öffne Eure Herzen und bewege Euer Gemüt, dass ihr zu ihm findet, wie er zu euch gefunden hat: Seit 2000 Jahren durch Wort und Sakrament, seit 475 Jahren durch Handauflegen und Segen: Sein Wort steht für die Ewigkeit. Und auch wenn manch einer hier mit feuchten Augen und betrübten Herzen sitzen mag, weil ihr Abschied spürt und die Wehmut des Älterwerdens: Die Konfirmation ist kein Ende und Kein Abschied. Sie ist ein Anfang . Ihr Ruf lautet:  Willkommen im Leben unter Gottes Kraft!

Amen.

2 Kommentare:

  1. Lieber Herr Kupski, was hab ich bei der Einleitung gelacht... Und dann noch die Sonne im Pfarrgarten (müsste aber mal gemäht werden :-0)
    Danke und liebe Grüße in das geliebte Hessenland!

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  2. Ich bin ehrlich dankbar, dass mein Frühwarnsystem offensichtlich einigermaßen funktioniert. Das Endprodukt hingegen ist zumindest aus einem Guss und hatte aufmerksame Zuhörer. Der (scheinbar) besinnliche Anfang erzeugte da und dort bedenkliche Blicke auf die Uhr, das hörte aber schnell auf, als erst einmal deutlich wurde, wohin das führt...;).

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