Samstag, 26. März 2016

Predigt Ostern 2016, 1. Kor 15, 1-10, Züschen und Heimarhausen.


1.Kor 15,1-11

15 1 Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, 2 durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt.

3 Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; 5 und dass er gesehen worden ist von Petrus, danach von den Zwölfen.

6 Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. 7 Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln.

8 Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. 9 Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.

10 Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. Es sei nun ich oder jene: so predigen wir und so habt ihr geglaubt.

Liebe Gemeinde, Schwestern und Brüder im Herrn

 

Was Paulus hier seiner Gemeinde mitteilt, gilt auch noch für uns. Wie entstand, wie entsteht der christliche Glaube, unser Glauben? Er entsteht durch die Begegnung mit der Botschaft vom auferstandenen Christus. Und was hat zu bedeuten? Er bedeutet das Ende der Gewalt und den Anfang der Liebe!

Was ist geschehen an jenem Morgen, drei Tage nach dem Kreuzestod? Was hat hat die Menschen zum Glauben an den Auferstandenen gebracht? Das leere Grab war es nicht: die Frauen liefen davon, wie wir hörten, sie waren erschrocken, und das kann man gut verstehen.  Es muss noch mehr geschehen sein, dass die Menschen zum Glauben an den Auferstandenen gekommen sind, etwas muss doch geschehen sein, dass wir bis heute Ostern feiern und Sonntag für Sonntag die Auferstehung verkündigen!

Paulus berichtet es was geschehen ist. Er bringt in seinem Brief an die Korinther, die genau diese Frage hatten, ein altes Glaubensbekenntnis. Das älteste, das wir haben: ein Stück christliches Urgestein.

Jesus Christus, der Gekreuzigte, ist gesehen worden von Petrus, danach von den Zwölfen, dann von allen anderen Aposteln, schließlich von 500 und ganz zum Schluss auch von ihm, Paulus selber.

Der christliche Glaube entstand, weil die Jüngerin und Jünger dem auferstandenen Herrn begegnet waren und durch diese Begegnung von innen heraus verwandelt worden sind.  

Es dauerte fünfzig Tage, es dauerte bis Pfingsten, bis alle verstanden hatten, was geschehen ist: Gott hat das Geschehen vom Karfreitag überwunden. Er hat den getöteten Christus zu sich geholt, ihm das ewige Leben geschenkt, seinen Mördern vergeben und ein neues Kapitel in der Geschichte von Gott und Mensch aufgeschlagen mit der Überschrift: Von der Liebe!

Das ist es, was geschah: Menschen wurden durch diese Begegnung, wie es ja auch bei Paulus war, im innersten berührt und verwandelt. Aus ihrer Trauer, aus ihrem Entsetzen und ihrem Schmerz wurde Freude, Dankbarkeit und sogar Jubel. Mitten in einer Welt, die in Dunkel und Finsternis versunken schien, leuchtet auf einmal ein helles Licht.

Und daraus folgt eine einfache Botschaft, die wir in diesen Tagen besonders klar hören und bekennen müssen: Gewalt im Namen Gottes ist Gotteslästerung! Christus wurde im Namen Gottes getötet und gekreuzigt, es war ein religiöser Mord, wie wir sie in diesen Tagen dauernd erleben, aber Gott hat das nicht gelten lassen. Wer Hass, Verachtung und Ausgrenzung predigt und lebt, hat den Ruf des Auferstandenen noch nicht verstanden, selbst wenn er ihn gehört hat. Jesus Christus hat alle Grenzen gesprengt: Darum gibt es auch für den Glauben keine Grenzen. Wenn Menschen sich in die Luft sprengen, weil sie meinen, damit Gott einen Gefallen zu tun, dann ist das nicht nur unter menschlichem Gesichtspunkt abscheulich. sondern ein Greuel und ein Frevel, und diese Menschen können einem nur leid tun, weil sie im Namen eines Hirngespinstes von Religion einem Götzen nachlaufen!

Meine Lieben: von dieser Barmherzigkeit Gottes hat auch der Islam gehört. Die erste Sure des Koran nennt Gott den Allerbarmer und den Barmherzigen! Auch Moslem hören davon, dass Gott die Toten auferweckt und zu sich in sein Reich holt. Aber genau wie das Christentum mit seiner Geschichte von Gewalt, Unterdrückung und Massenmord, haben das nicht alle so recht verstanden. Nehmen wir das beim Wort: Stoßen unsere moslemischen Mitmenschen nicht weg, weil einige von Ihnen fanatisch und verblendet sind,  sondern laden wir sie ein. mit uns gemeinsam diese Barmherzigkeit Gottes zu feiern! Wir wissen aus unsere Geschichte, wohin es führt, wenn man Barmherzigkeit mit Rache verwechselt, wohin es führt, wenn man den Glauben missbraucht, um Menschen einzuschüchtern, klein zu machen und zur Rache aufzustacheln. Wie furchtbar kann ein frommer Mensch sein, der die Barmherzigkeit vergessen hat und nicht merkt, dass er voll ist von Hass und Rache! Auch das Christentum hat seine Geschichte von Feuer und Schwert, und das sollte uns demütig machen!

Paulus selbst war auch voller Hass und Rache auf die ersten Christen, weil er gefangen war in seinem engen Glauben an einen zornigen Gott und sich für sein Werkzeug hielt. Damit war er auch meilenweit entfernt von dem, was sein jüdischer Glaube ihm eigentlich hätte sagen sollen! So wurde er eines Besseren belehrt: Durch Jesus Christus selbst. Darum schreibt er: „Zuletzt begegnete Christus auch mir, als einer Nachgeburt“, sozusagen in letzter Minute. Jeder hat die Chance, von Gott gerufen zu werden, jeder hat die Chance, aus dem selbstgeschaufelten Grab von Hass und Angst herausgerufen zu werden. Das ist der Kern der österlichen Botschaft. Darum lasst uns nicht müde werden, diese Botschaft zu verkündigen. Nicht wir bekehren und ändern die Menschen, nicht wir wecken Tote auf, nicht wir heilen Wunden und richten zerschlagene Herzen auf, sondern Gott selber tut es – er tut es aber nicht ohne uns: Wir sind seine Zeugen! Was für ein Vertrauen er in uns hat!

Geben wir als Christen also ein Zeugnis dafür, dass Gottes Barmherzigkeit allen Menschen, allen Geschöpfen zugewandt ist, vertrauen wir als Jüngerinnen und Jünger Jesu darauf, dass sein Wort Kraft hat: dann werden wir gegen die Mächte des Todes etwas in der Hand haben, was stärker ist als der Tod: Die Liebe. Gegen alle Verachtung, gegen allen menschengemachten Tod, gegen alle Bomben, Kriege und Kreuze rufen wir: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Es ist unsere einzige Chance, dem Schrecken standzuhalten und den Frieden in die Welt zu bringen. Es ist unsere einzige Chance, aus der Verwirrung unseres Verstandes herauskommen zur Klarheit des Herzens: Jesus Christus der Auferstandene ist das Ende der Gewalt.

Der christliche Glaube entstand, weil Menschen dem Auferstandenen begegneten. Gestern, heute und morgen, überall, wo seine Botschaft verkündigt wird in Wort und Tat und Sakrament, wie wir es gerade jetzt tun im Auftrag Jesu Christi, der uns zuruft: Ich lebe, und ihr sollt auch leben! Das ist Ostern: grenzenlose, grenzenüberwindende Hoffnung! Amen