Sonntag, 9. März 2014

In Teufels Küche. Predigt Jak 1, 12-18, Invokavit 2014



12 Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben. 13 Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand. 14 Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. 5 Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.
16 Irrt euch nicht, meine lieben Brüder. 17 Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. 18 Er hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir Erstlinge seiner Geschöpfe seien.


Erst einmal: Auch Frauen, die die Anfechtung erdulden, sind selig. Selig der Mensch, der die Anfechtung erduldet, denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben. Das ist die Kernaussage. Glücklich gepriesen wird – denn das meint „Selig“ – glücklich gepriesen wird, wer den Zumutungen von Leiden, Bösen, Krankheit und standhält und den Versuchung.
Versuchung ist ein sehr altmodisches Wort. Es meint aber etwas ganz Einfaches: die Versuchung ist der Versuch, uns zu überreden, den scheinbar einfachen Weg zu gehen. Versuchung ist der Versuch, dass wir unseren ersten Impulsen, unseren Meinungen und Stimmungen folgen, anstatt zu denken. Genau darum geht es: der Glaube schützt uns vor Versuchungen, in dem er uns zum Denken führt. Und alles, was uns vom Denken abhält, ist teuflisch, denn es beraubt uns unserer Würde und bringt uns in erhebliche Schwierigkeiten. Darum kann die Versuchung sehr einfach benannt werden: Gier, Gewalt, Lüge. Der Glaube aber stellt uns eine einfache Frage und will uns so vor der Versuchung schützen. Gott stellt uns eine einfache Frage – und die ist eben nicht böse gemeint, die will uns nicht blamieren, erniedrigen und demütigen. Sie will uns ganz im Gegenteil vor Demütigen, Erniedrigung und Blamage bewahren. Es geht um die Krone des Lebens, nicht um die Dschungelkrone, die das Symbol tiefster Erniedrigung und Schmach ist. Es geht um unsere Ehre als Menschen. Zu dieser Ehre gehört es, den Versuchungen des leichten Weges, der Macht, der Gewalt und der Lüge zu widerstehen.
Und dazu hilft uns die göttliche Frage. Und diese Frage kommt aus tiefer Liebe zu uns. Sie lautet:  Worauf baust Du Dein Leben?

Die Frage bekommt ja auch Jesus gestellt, wir haben es in der Lesung gehört. Jesus geht für 40 Tage in die Wüste, um dort zu fasten und nachzudenken und zu beten und Gott zu begegnen. Aber wie das so ist, wenn wir Gott begegnen wollen, dann melden sich ganz andere Geister und Töne. Der Teufel, so wird hier erzählt, spricht Jesus an. Nun glauben wir ja nicht mehr an den Teufel, jedenfalls nicht so wie früher. Der Teufel steht einfach für unser Unbewußtes, für all das, was an uns auch böse ist und verführbar ist, der innere  Schweinehund sozusagen,  obwohl das eine viel zu harmlose Formulierung ist.
Also: für uns moderne Menschen ist der Teufel nichts, was von Außen kommt, sondern von innen. Das macht aber keinen Unterschied. Böser Geist ist böser Geist, und Einflüsterungen der übelsten Art hören wir trotzdem. Es wäre leichter, wenn es den Teufel wirklich gäbe: dan könnte man ihn ja erkennen. Aber so?
Zurück zu Jesus: Der Teufel macht Jesus nämlich ein paar Angebote, die sehr attraktiv sind. Er stellt ihm auch eine Frage: Wenn Du doch soviel göttliche Mach hast, sagt der Teufel, dann nutze sie doch, die Menschen zu beeindrucken und dir ein gutes Leben zu machen. Und er will Jesus dazu überreden, seine göttliche Macht zu allerhand Kunststücken zu benutzen, mit denen er sicherlich ein absoluter Superstar geworden wäre, ein Superheld der Antike, hochverehrt, gefürchtet, berühmt, mächtig und reich, König aller Könige!. Aber Jesus wehrt das ab. Mit Versen aus der Bibel macht er dem Teufel klar, dass es Höheres und Wichtigeres gibt als Macht und Reichtum, nämlich Gottes Wort und der Dienst für Gott, was ja nichts anders meint, als den Dienst am Menschen. Jesus wählt den schwierigeren Weg, den Weg der Liebe.
Wie wir wissen, wird es sogar der Weg in den Tod sein: dieser Weg wird kein leichter sein.
Aus der Sicht des Teufels und des sogenannten gesunden Menschenverstandes, der des Teufels liebstes Werkzeug ist, ist das ziemlich dumm: Da verschenkt einer sozusagen seine Lottomillionen. Doch Gott gab Jesus und seinem Weg und seiner Entscheidung Recht. Der schwierigere Weg war der Bessere, weil es der Weg der Liebe war. Jesus wurde der König der Herzen. Das ist das, was wir mit Auferstehung meinen: Gott wählt sich Jesus aus, damit wir an ihm lernen und erkennen, worum es im Leben geht. Eben nicht um Macht und Gewalt und Ehre und Ruhm, sondern um Glaube, Liebe Hoffnung.  Der Teufel hat also auf ganzer Linie verloren. Jesus bekommt am Ende die Krone des ewigen Lebens, was ich immer noch ein wundervolles Bild finde für das, was wir heute so trocken die Menschenwürde nennen.
Nicht nur, dass Jesus ein Angebot abgeschlagen hat, er ist am Ende auch noch viel berühmter rund mächtiger geworden, als es er auf dem Teufelswege jemals hätte werden können.
Denn die, die den Einflüsterungen des Teufels folgen, kommen am Ende auch in Teufels Küche, und auch dafür braucht man auch nicht an die Hölle zu glauben. Wenn wir sehen, wen wir so als berühmt und erfolgreich verehren, dann sind es doch meistens historische Schwerverbrecher, Massenmörder oder Lügner – oder es sind eben eitle, aufgeblasene Wichtigtuer, die mit einer Mischung von Glück und Talent nach Oben kamen. Gute Helden, die der Nachfrage standhalten, gibt es unter den Berühmten nicht so viele, und im Moment sind sie auch nicht so in Mode. Wir liebe die schillernden Helden und Heldinnnen, und leider lieben vor allem den schönen Schein. Denn von ihnen geht eine Anfechtung aus: die Anfechtung, eigentlich doch ein gutes Leben führen zu wollen. Wir neigen heute eher zu Vorbildern, die den falschen Weg gehen, oder uns doch einen falschen Weg vormachen. 
Ein schönes Beispiel: die sogenannte XL-Models. Also Mannequins, die so ab Größe 38 bis 42 ausgestattet sind. Das nennt man in der Modebranche bereits dick oder fett, auch wenn des die absolute Mehrheit der Frauengrößen ist. So, nun sollte man meinen, dass diese Modells großen Zulauf und große Zustimmung finden. Aber weit gefehlt. Gerade Frauen, die diese Größe haben – also auch nach medizinischen Gesichtspunkten absolut durchschnittlich und gesund sind – lehnen XL Models ab. Sie wollen nicht sehen, was sie selber sind. Sie schauen sich lieber die riesigen Magermodells an und sind unglücklich – reingefallen auf die jahrzehntealten Lügen vom weiblichen Ideal und einer Industrie, die sich an Diäten, falschen Größenangabe auf Unterwäsche und einem völlig verquasten Bild von Weiblichkeit dumm und dusslich verdienen. Ich komme darauf, weil gestern der Welt-Frauentag war. Die Versuchung für Frauen lautet: Wenn du gut aussiehst, ist alles einfach. Kauf unsere Produkte, und Du wirst sehen: alles wird leicht.
In Wahrheit leben Millionen von Frauen in einer Horrorwelt, in der Spiegel und Waage ihr Feind sind. Das meine ich damit, wenn ich sage: wer den Einflüsterungen folgt, landet in Teufels Küche. Ein bisschen Denken würde genügen.
 Davon lebt ja unsere gesamte Popkultur: Von der Lüge des einfachen Erfolges und des leichten Weges, von der Lüge, dass Schönheit, Reichtum und Talent auch ein gutes Leben bedeuten: unser Fernseher ist voll von solchen Erfolgszombies, ob es nun Milliardäre oder Modeschöpfer sind oder arme verwirrte halbverhungerte Mädchen, die berühmt werden wollen. Aber die Krone, die eine Heide Klum vergibt ist gewiss nicht die Krone des ewigen Lebens, aber das Abitur oder eine abgeschlossene Berufsausbildung alleine sind es auch nicht. Das sind alles leere, äußerliche Heilsversprechen, wer allein auf sie baut, hat schon verloren, langfristig jedenfalls. Jesus weiß, dass Macht, Schönheit und Erfolg alleine nicht genügen, sondern eine große Versuchung darstellen.
Das sind harte Worte, das weiß ich. Aber sind wir es zum Beispiel nicht gerade den Konfirmanden schuldig, ihnen reinen Wein einzuschenken über das Leben? Sind wir es uns nicht selber schuldig, immer wieder intensiv darüber nachzudenken, woran wir unser Leben ausrichten?
Es gibt keinen einfachen Weg zum erfüllten Leben. Der Weg geht nur die Versuchungen und Anfechtungen, die Verlockungen und Einflüsterungen hindurch, die uns einreden wollen, es gäbe diesen Weg und wer es sich schwer mache, sei selber schuld und ein Loser.
Paulus sagt: Ich will euch einen besseren Weg zeigen als den vordergründigen Weg von Erfolg und Ruhm. Es ist die Liebe.
Es muss uns immer wieder aufs Neue gesagt werden, worum es wirklich geht: nämlich um die Liebe. Das ist die Anfechtung, von der hier die Rede ist. Wir werden von der Liebe angefochten, sie stellt uns massiv in Frage -  also Gott stellt uns massiv in Frage. Aber nicht, um uns wie der Teufel auf den einfachen Weg zu bringen. Was immer uns begegnet: Wir sollen die Liebe darin suchen. Eine verdammt schwierige Aufgabe! Aber eine lebensnotwendige.
Sage niemand, schreibt Jakobus, die Schwierigkeiten, vor denen erste steht, kämen von Gott, von Gott kommt nur Gutes. Misstraue lieber Deinem Denken. Das Schlechte kommt von Euch, da müsste ihr anfangen: rechnet mit der Sünde. Das wird nicht gesagt, damit wir hier verzweifeln oder in Sack und Asche herumlaufen. Das ist gerade kein mieses Menschbild, das ist ein gnädiges Menschenbild. Wer ein naives Menschbild hat, das den Menschen entweder nur für im Kern gut oder nur für im Kern böse hält, wird in die Irre laufen. In der Politik ist das tödlich, wie wir gerade erleben. Es sind nicht nur Gutmenschen auf der einen und Bösewichter auf der anderen Seite  am Werk im Streit um die Halbinsel Krim. Es sind Menschen, verführbar und fähig zu Lüge, friedensliebend und gewaltbereit in einem, freiheitsliebend und ausgrenzend in einem. Frieden kann es nur geben, wo man das weiß und also eine Welt baut, in der die Menschen zugleich vor sich selbst geschützt und auf ihre besten Anlagen hin angesprochen werden. Das ist extrem  mühsam und wir ohne die Kraft des Gebetes nicht gehen. Ich bin froh und dankbar, dass die Kirchen in der Ukraine – die vor Jahren noch selber streng nationalistisch und kriegstreiberisch waren .  diesen Weg gehen und beide Seiten aufrufen, den schwierigen Weg der Liebe zu gehen, anstatt den teuflischen Weg der Macht.
Es geht einfach darum sensibel und empfindlich zu werden für das Leben selber. Darum, meine Lieben, macht der Glaube das Leben schwieriger, weil er uns zum Denken aufruft. In einer Gesellschaft, die nur nach Erfolg, Geld, Gewalt, Ansehen und Schönheit fragt, gerät man sofort in Schwierigkeiten, wenn man nach Liebe, Gnade und Erlösung fragt. Das werden wir als Christen noch erleben, der Ton wird jetzt schon rauer. Weil man uns für abergläubische Deppen hält oder für denkfaule Ewiggestrige. Da werden wir immer mehr in Schwierigkeiten geraten, um der Liebe willen.
Also meine lieben Konfis: lasst Euch von den Dieter Bohlens dieser Welt und den Heidi Klums dieser Welt und den Jogi Löws dieser Welt und den Bachelors dieser Welt, aber auch von selbsternannten Bildungsfachleuten und Wirtschaftsweisen nicht einreden, alles sei möglich, Erfolg sei wichtig und wer nichts kann, der sei nicht wert.
Das sind Lügen, die euch den Verstand umnebeln wollen; es ist bloß eine raffinierte Art, Geld zu verdienen: erst reden Sie euch was ein, dann helfen sie Euch, wenn es nicht klappt. Nehmt es als Unterhaltung, wenn auch als schlechte. Denkt selber. Fragt nach dem Willen Gottes: dient das, was mir das gesagt wird, der Liebe, also den Menschen? Den Teil der Frage lässt der Teufel – unser sogeanntes Buachgefühl – nämlich meistens aus. Ach, und ich sage das zu den Konfis, weil ich denke: Wenn die es verstehen, verstehen es auch alle anderen, denn im Glauben bleiben wir ein Leben lang Konfirmanden.
Der Ernst des Lebens aber ist die Liebe, die bereit ist, auch zu leiden und das Leiden an der Welt zu ertragen. Wer das aushält, wer dazu bereit ist, der wird die Krone des Lebens empfangen, sagt der Jakobusbrief in einem tollen Bild vom wahren Glück. Wer bereit ist für die Liebe: Der wird leben: nämlich bewusst, denkend, verantwortlich mit Gott an seiner Seite, hellwach und getröstet.
Amen.

2 Kommentare:

  1. Lieber Herr Kupski, ein kleiner humoristischer Dank nach Baunatal:
    http://www.youtube.com/watch?v=I20IGPzZ5Qk&feature=youtu.be (falls der Link nicht geht: Pastorin Dröge-Funz suchen)
    LG
    JH

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  2. Ach, die Gutste. Das Video is mir -neben Ottos "Wort zum Sonntag" - immer Trost in den Anfechtungen.....Vielen Dank und liebe Grüße zurück!

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