Donnerstag, 29. März 2018

Verwandlung. Predigt 1. Kor. 15, 50-58, Ostermontag 2018, Züschen und Heimarshausen


1.Kor 15,50-58
50 Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit. 51 Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden;
und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
54 Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea 13,14): »Der Tod ist verschlungen vom Sieg. 55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?«
56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, [a]die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz.
57 Gott aber sei Dank, der uns den [a]Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!
58 Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.
Liebe Gemeinde!
Paulus nennt es ein Geheimnis, was er seiner Gemeinde hier schreibt. Es ist das Geheimnis der Auferstehung. Und ein Geheimnis ist etwas anderes als ein Rätsel. Ein Rätsel nämlich hat eine Lösung. Hat man es gelöst, dann ist es kein Rätsel mehr. Sondern dann ist es ein Wissen. Ein Geheimnis aber wird umso größer, je tiefer man sich in das Geheimnis versenkt.
Nehmen wir ein Beispiel: Wir sagen ja oft von einem Menschen, er sei uns ein Rätsel. Wir meinen damit: Wir wissen nicht, warum er so handelt, wie er handelt. Aber werden wir jemals herausbekommen, warum ein Mensch so ist, wie er ist? Im Gegenteil. Selbst wenn wir in einzelnem Fällen verstehen mögen, warum ein Menschen, sagen wir mal: seinen Beruf aufgibt und sich einen anderen sucht – stellen sich dann nicht sofort tausend neue Fragen? Ist es nicht doch eher ein Geheimnis, wonach wir fragen, wenn wir nach einem Menschen fragen, ein Geheimnis, dass sogar dem Menschen selbst oft genug entzogen ist? Was wissen wir schon von uns selbst? Wir sind uns oft selbst ein Geheimnis! Wenn Paulus also hier sagt: „Es ist ein Geheimnis“, dann sagt er auch: Wir werden damit nie zu Ende kommen. es wird nur immer größer, je mehr wir darüber nachdenken.
Doch zugleich sagt er ja: „Siehe, ich verrate Euch ein Geheimnis2. Damit sagt er ja nun doch: Ich weiß etwas. Aber woher weißt er, was er weiß? Woher weiß er, dass am Ende der Tage aller Toten auferstehen werden? Er weiß es aus der Tradition und aus der Heiligen Schrift. Er weiß es aus dem, was ihm die erzählt haben, die es erlebt haben.
Er weiß es, weil er darüber nachgedacht hat, was die Auferstehung Jesu Christi eigentlich für uns bedeutet. Und er sagt: Dass Christus auferstanden ist, dass meint, dass wir auch auferstehen werden. Denn sonst, und das ist jetzt reine Logik, hätte es ja für uns keine Bedeutung. Und dann denkt er weiter: Christus ist gestorben und begraben worden, wie jeder Mensch. Und dann geschah etwas ganz Außergwöhnliches, das wahrlich ein Geheimnis ist, das wir nie lösen werden: Die Jüngerinnen und Jünger begegneten ihm drei Tage nach dem Tod des Jesus von Nazareth, und er begegnete ihnen als ein Lebendiger Mensch, wenn auch in anderer Gestalt.
Was bedeutet das nun wieder? Es bedeutet, dass die Auferstehung jedenfalls nicht meint, dass die Leiche wiederbelebt wurde. Denn was sollte das für einen Sinn haben? Eine wiederbelebte Leiche wäre erstens ja wirklich zum Erschrecken. Zweitens: Auch die wiederbelebte Leiche muss ja irgendwann wieder sterben, sonst wäre es ein Monster, wie wir sie aus Gruselfilmen kennen, das, was wir heute einen Zombie nennen würden. Dann würde der wiederbelebte Jesus bis heute als eine Art Gespenst auf der Erde herumgeistern. Aber so war es ja nicht, und so ist das mit der Auferstehung auch nicht gemeint,
Das aber ist nicht gemeint, und so haben es die Jüngerinnen und Jünger auch nicht erlebet. Sie haben erlebt, dass ihnen Jesus begegnet ist, aber anders als vorher. Und dafür verwendet Paulus nun ein Wort, das im Grunde der Schlüssel für das Geheimnis ist: Auferstehung meint Verwandlung. „Wir werden verwandelt werden“. Es geht nicht einfach um Wiederbelebung, es geht um eine Neuerschaffung. Wie am Ersten Tag Gott in das Chaos rief: „Es werde Licht!“ So hat er bei Jesus gerufen: steh auf! Darum feiern wir Ostern an einem Sonntag: denn das war der erste Tag der Schöpfung!
Was an Ostern geschah, ist also: Verwandlung. Und Paulus benutzt dafür ein Wort, dass wir auch heute noch verwenden, der eine oder andere wird es kennen: Metamorphose. Das heißt wörtlich: Eine andere Gestalt. Wir verwenden das Wort heute noch, und so wird es der eine oder andere in der Schule gelernt haben, für das Geheimnis der Schmetterlinge. Ich habe euch etwas mitgebracht, dass uns das ganz einfach vor Augen führt: 

Das ist eine einfache Stoffpuppe. Wir sehen ist eine Raupe. Und jetzt führe ich euch vor, was aus dieser Raupe wird, wenn ich sie öffne: Ein Schmetterling! Das ist ein wunderbarer Vorgang, den man sich zur Zeit des Apostels Paulus nur durch ein Wunder erklären konnte. Und so ganz hundertprozentig wissen wir auch heute noch nicht, wie es funktioniert. Es ist eines der größten Geheimnisse der Natur, auch wenn wir darüber heute unendlich viel mehr wissen als zur Zeit des Paulus. Was mit der Raupe geschieht: Das ist das Bild für die Auferstehung.
„Wir werden verwandelt werden“. Natürlich „weiß“ Paulus das nicht im strengen Sinne. Er war kein Augenzeuge. Aber er hat es selbst erlebt, als er von Heute auf Morgen von Gott berufen wurde und quais von einem Moment zum Nächsten ein anderer Mensch wurde, ein Apostel, weil er Gottes Gnade zu spüren bekommen hat. Das ist eine lange Geschichte, die wir ein anders Mal erzählen. Aber indem er über das Geheimnis der Auferstehung nachdenkt, wie ich es euch vorgeführt habe, entsteht in ihm ein inneres Bild für das, worauf er hofft. Und es ist ein sehr tiefes Bild.
Denn der Raupe sieht man nicht an, dass sie einmal ein wundervoller Schmetterling werden wird. So wie man uns auch nicht ansieht, dass wir Gottes geliebte Kinder sind, die dazu berufen sind, einmal etwas anderes zu werden. Was würde eine Raupe sagen, wenn man ihr erklärt, dass sie eigentlich ein Schmetterling ist? Die einen würden lachen und sagen: Du spinnst! Die etwas Klügeren würden ja: ja, wir wissen das, und wir freuen uns darauf. Es ist unsere größte Hoffnung. Und so, liebe Gemeinde, sind wir Christenmenschen hier auf Erden so etwas wie Raupen, die wissen, dass aus ihnen einmal Schmetterlinge werden. Und zwar ohne, dass sie etwas dafür tun müssen. Das ist doch ein wundervolles Bild! Aber es ist eben ein Bild, so genau wissen wir es eben doch nicht. Aber Paulus malt nun dieses Bild aus und stellt sich vor, wie das wohl am letzten aller Tage wird, wenn alle Toten auferstehen: Wir werden verwandelt werden.
Warum erzählt er das? Weil er seine Gemeinde trösten und ermutigen will. Hier auf Erden schon zu wissen, dass die große Verwandlung auf uns wartet, kann uns nämlich schon hier verwandeln.. Wir werden, um im Bild zu bleiben, nicht ewig Raupen bleiben, die nichts anders können, als fressen. wir werden wunderschöne Schmetterlinge sein. Das heißt: Wer sich auf die Botschaft der Auferstehung einlässt, wer sich von dieser Hoffnung, die wir haben können, weil wir in Jesus Christus schon einen wunderschönen Schmetterling gesehen haben, auch auf dieser Erde schon ganz anders leben: Nichts wird so bleiben, wie es ist, alles wird verwandelt werden, und wer darauf vertraut, wird auch hier schon ein wenig verwandelt. Das ist unser christliche Hoffnung. Und daraus folgt auch, wie wir miteinander umgehen sollen: nicht wie dumme Raupen, die nur das Fressen kennen, sondern wie künftige Schmetterlinge. Das ist das Geheimnis der Verwandlung. und wenn wir gleich Abendmahl feiern, dann feiern wir auch ein Fest der Verwandlung. Brot und Wein , ein Stücken Brot, ein Schlückchen Wein werden verwandelt in den Leib und das Blut Christi. Das, was m ersten Tag der Schöpfung geschah, das was im Grab Jesu geschah und das, was am letzten Tag geschehen wird, wird hier auch gleich auf dem Altar geschehen. Wir essen nicht, wie ahnungslose Raupen, einfach nur Brot und Wein, wir essen vielmehr schon vom himmlischen Nektar, um noch einmal das Bild vom Schmetterling aufzunehmen. Hier auf Erden schon ein Stück Himmel. Und Paulus geht noch weiter: Hier, inmitten des Todes, schon ein Stück ewiges Leben. Hier, in der vergänglichen Welt, schon ein Stück Unvergänglichkeit. Wir hören diese Worte oft am Grab, wo sie als letztes Wort vorgelesen werden:  
„Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit. Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea 13,14): »Der Tod ist verschlungen vom Sieg. 55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?«
Das Geheimnis des Osterfestes, das Geheimnis der Auferstehung, ist das Geheimnis unseres Lebens. Unser Leben ist mehr als das, was vor Augen liegt, Wir sind, auch wenn das manchmal ganz und gar verschüttet ist, weil wir in unserer Raupenexistenz gefangen und eingeklemmt sind, in Wahrheit schöne Schmetterlinge, die Gott eines Tages befreien wird. Ich finde, dass das sein so wundervolles Bild ist, dass ich jetzt einfach nur sagen möchte: Amen, ja, So soll es sein. Wir werden verwandelt werden. Das ist unsere Hoffnung. Amen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.