Samstag, 2. September 2017

Gute Nachrichten! Jes 29, 17-24, Predigt 12. S.n.Tr, Züschen



Gute Nachrichten!
Jes 29, 17-24
17 Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden. 18 Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen;
 19 und die Elenden werden wieder Freude haben am HERRN, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels. 20 Denn es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten, 21 welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie [a]zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen.
22 Darum spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen. 23 Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände in ihrer Mitte, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten. 24 Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.
Liebe Gemeinde!

Früher war alles besser! Morgen wird alles noch schlechter! Wir leben offensichtlich in einer Welt, die dem Abgrund entgegensteuert. Täglich kommen neue Nachrichten darüber, was alles Gräßliches passiert. Die Welt scheint nur noch von Verrückten regiert zu werden. Trump, Erdogan, Kim Il Jung, der Brexit, Venezuela. Die gesamte Ordnung scheint in Gefahr: Afrika löst sich offensichtlich auf, der Nahe Osten ist ein Pulverfass wie nie, und in Großbritannien spielt die Politik ganz offensichtlich eine Komödie von Shakespeare.
Wir haben Wahlkampf: Die Parteien überbieten sich darin, die Welt – vor alle die anderen Parteien – schlechtzureden, um ihre Lösungen anzubieten, viele vergreifen sich dabei sehr im Ton, und gehen bis an die Grenze des Menschenverachtenden und darüber hinaus. Krankheiten, Umweltkatastrophen, der unleugbare Klimawandel, Nahrungsmittelskandale halten uns in Atem. Im Internet tobt ein Kampf der Meinungen, der längst weit unter der Gürtellinie ausgetragen wird und für einen denkenden Menschen in weiten Teil kaum noch zu ertragen ist. Selbst die Alltagsgespräche kreisen sehr oft nur darum, was alles wieder schlechter geworden ist.
Nur schlechte Nachrichten? In der Welt der Nachrichten gibt es einen ganz üblen, ganz bösartigen Satz: Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Denn nur daran bleiben die Menschen hängen. Der alte Zeitungswitz lautet: Hund beißt Mann: das ist keine Nachricht. Mann beißt Hund: das ist eine Nachricht.
Wir haben einen großen Hang nach schlechten Nachrichten. Wir sind offensichtlich von Natur aus Gaffer und Pessimisten. Gaffer: dass sind die Leute, die bei einem Unfall langsamer fahren, um zu starren. Unglück zieht uns magisch an. Denn wenn wir das Unglück andere sehen, spüren wir das eigene Glück viel stärker – das meinen wir jedenfalls. In Wahrheit funktioniert das nicht. Jede schlechte Nachricht, die wir hören, verändert unsere Gehirn und unsere Seele. Da kann es einem das leicht so gehen wie einem Arzt: Wer sein Leben lang nur mit kranken Menschen zu tun hat, der hat schnell den Eindruck, alle Menschen sind krank. Wir sind darauf gepolt, das schlechte zu sehen. Und das tut uns gar nicht gut. Klatsch und Tratsch, Geschwätz und Lügen verbreiten sich auf diese Weise nämlich ungeheuer schnell. Und dann schaukelt sich das ganz schnell hoch, um am Ende denke alle: Die Welt wird immer schlechter.
Das hängt auch damit zusammen, dass wir immer nur das wahrnehmen und verstehen, was wir gerade sehen und hören. Wir sind sehr bestimmt von dem, was wir gerade im Moment erleben. Nehmen wir das Wetter: Der Sommer war kein guter Sommer. Erwartet haben wir etwas Anderes. Dabei spricht die Statistik eine ganz andere Sprache. Der Sommer war überdurchschnittlich warm. Wärme und Kälte waren nur recht ungleich verteilt.
Und so ist es mit vielem. Menschen haben verständliche Angst, in Großstädten auf große Feste und offene Plätze zu gehen, wegen der terroristischen Anschläge der letzten Monate. Aber Menschen haben keine Angst, Gardinen aufzuhängen und sich dabei mit Hausschuhen auf den Küchenstuhl zu stellen. Im vergangenen Jahr sind ca. 150 Menschen durch Anschläge in Deutschland ums Leben gekommen. Aber über 5000 haben sich einen tödlichen Stromschlag, einen Genickbruch oder eine Vergiftung zugezogen – bei der Hausarbeit. 2015 starben 136 Menschen bei Flugzeugunfällen – bei insgesamt 37,6 Millionen Flügen und insgesamt 68 Unfällen. Auf der Straße sterben jährlich rund 5000 Menschen. Aber wir haben Angst vorm Fliegen – worauf ich hinauswill: Unsere Neigung, dass wir uns nur schlechte Nachrichten merken und von ihnen gefesselt werden, führt dazu, dass wir ein falsches Bild von der Welt bekommen. Insgesamt entwickelt sie sich nämlich in vielem positiv. Auch wenn wir im Fernsehen ständig Kriege sehen: ihre Zahl hat seit 1945 abgenommen, die Zahl der Kriegstoten ist gesunken. Die Gewaltkriminalität, die immer im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, sinkt bei uns in Deutschland jedenfalls, stetig. Der Hunger in der Welt ist dramatisch weniger geworden – seit 1990 hungern ein Drittel weniger Menschen – es sind natürlich immer noch zuviel.

Wenn wir unser Gehirn nur mit schlechten Nachrichten füttern, ohne sie im Einzelnen zu überprüfen, dann vergiften wir uns und verlieren die Wirklichkeit aus den Augen. Wir werden immer weniger in der Lagen sein, das Gute und das Bessere zu sehen.
Aber woher die guten Nachrichten nehmen? Liebe Gemeinde, der Glaube ist die Gute Nachricht aller guten Nachrichten. Es ist die Nachricht darüber, dass Gott die Welt zu Guten bestimmt hat. Es ist die gute Nachricht, dass in der Welt die Liebe regiert, auch wenn das Böse scheinbar die Oberhand hat. Das ist die Gute Nachricht, und „gute Nachricht“ ist einfach nur die deutsche Übersetzung von Evangelium. Der Prophet Jesaja überbringt diese gute Nachricht dem Volk Israel in einer Situation, in der der Untergang unausweichlich scheint. die bis an die Zähne bewaffnete Armee des Königs von von Assur steht vor der Stadt Jerusalem, alle sind in Angst und Schrecken: und das steht der Prophet auf und verkündigt. 17 Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden. 18 Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen;
 19 und die Elenden werden wieder Freude haben am HERRN, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels. 20 Denn es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten, 21 welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie [a]zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen.
22 Darum spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen. 23 Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände in ihrer Mitte, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten. 24 Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.
Mit dieser Nachricht stießt er natürlich auf taube Ohren. Das wollte keiner hören. Aber im Ergebnis sollte er recht behalten. Die Stadt wird erobert, das Volk wird deportiert, das Unglück scheint einzutreffen. Und doch hat Gott sein Volk nicht verlassen. zwei Generationen später sind sie wieder zu Hause, das Land ersteht neu, Israel ist wieder ein Volk: Gottes Gnade hat sich bewährt und durchgehalten. Er hat sein Volk nicht verlassen, das Unglück war nur ein Durchgang. Das ist die Gute Nachricht. Sie ist von Jesus von Nazareth noch einmal bestätigt worden und auf die ganze Welt übertragen wurden: die Erde ist nicht dem Untergang geweiht, die Erde ist in der Hand Gottes, das Gute ist am Ende stärker. Auf das Kreuz folgt die Auferstehung, auf den Tod das neue Leben. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, das ist das, was den Glauben so einzigartig macht. Er ist reines Vertrauen auf das Gute. Darum ist der Glaube heute so wichtig wie er es selten war. Denn er ruft uns zur Besinnung. ER will uns sensibel und wachmachen für das Gute in der Welt. Er will unsere Augen von den Unglücken auf das Gelingen ziehen, damit wir nicht bitter, zynisch und feindselig werden. Der Glauben, der fest auf das Gute vertraut, will uns zur Nüchternheit führen. Damit wird all das Schlechte in der Welt nicht kleingeredet: das wäre verantwortungslos. Aber es wird ins recht Licht gerückt. Dass ist unsere Botschaft als Christen in einer Welt, die immer mehr in das Unglück verleibt ist. Nur so können wir dem Wahnsinn die Stirn bieten und nach besseren Wegen suchen. Gewalt, Zynismus und Geschwätz jedenfalls nicht sind der richtige Weg, das Gute in die Welt zu bringen, sondern innehalten, genau hinsehen, sich kundig machen, die Nachrichten abwägen, und immer nach der Spur der Guten suchen.
Das ist alles andere als naiv: das ist im Gegenteil hellwach. Immer „Untergang“, „Katastrophe“, „Alles wird schlechter“ zu schreien: das ist naiv, denn so sehen wir nur eine Seite der Wahrheit. Christen sind keine Unheilspropheten, Christen sind Verkünder des Heils. Darum lasst uns beten, dass Gott uns seinen Geist schenkt, der unsere Blicke auf das Gute, das Wahre und das Schöne richtet, damit die Kraft finden, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Lasst uns nicht müde werden darin, diese gute Werk weiterzuführen und einen klaren Kopf zu behalten: Wir haben die Verheißung Gottes, dass er uns dabei begleitet. Amen.

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