Samstag, 31. August 2019

Radikale Liebe. Predigt zu Lukas 18, 9ff


Predigt:
Das Gleichnis vom Pharisäer und Zolleinnehmer
Lukas 18, 9 Einige der Leute waren davon überzeugt,
dass sie selbst nach Gottes Willen lebten.
Für die anderen hatten sie nur Verachtung übrig.
Ihnen erzählte Jesus dieses Gleichnis:
10 »Zwei Männer gingen hinauf in den Tempel,
um zu beten.
Der eine war ein Pharisäer
und der andere ein Zolleinnehmer.
und betete leise für sich:
›Gott, ich danke dir,
dass ich nicht so bin
wie die anderen Menschen –
kein Räuber, Betrüger, Ehebrecher
oder Zolleinnehmer wie dieser hier.
und gebe sogar den zehnten Teil
von allem, was ich kaufe.‹
13 Der Zolleinnehmer aber stand weit abseits.
Er traute sich nicht einmal,
Er schlug sich auf die Brust
und sprach:
›Gott, vergib mir!
Ich bin ein Mensch,
der voller Schuld ist.‹
14 Das sage ich euch:
Der Zolleinnehmer ging nach Hause
und Gott hatte ihm seine Schuld vergeben –
im Unterschied zu dem Pharisäer.
Denn wer sich selbst groß macht,
wird von Gott unbedeutend gemacht.
Aber wer sich selbst unbedeutend macht,wird von Gott groß gemacht werden.« (Basisbibel)

Liebe Gemeinde, Schwestern und Brüder im Herrn.

Die Geschichte vom Pharisäer und Zöllner kommt mir wie gerufen. Denn ich bin im Moment umgetrieben wie selten von der Frage: was ist eigentlich Kirche? Was machen wir hier eigentlich?
Ein ist klar: wir beten. Und damit ist auch schon gesagt, was uns als Kirche von allen anderen unterscheidet. Alles, was wir sonst machen, machen auch andere, und oft sogar sehr viel besser.
Aber Beten heißt im christlichen Glauben nicht nur mit gefalteten Händen in der Ecke des Temples zu stehen. Da sind wir nämlich einen Schritt weiter als Pharisäer und Zöllner. Wie sind nicht entweder einer von beiden, also heuchlerischer Großsprecher oder demütiger Selbstverkleinerer, wir sind beides gleichzeitig. Aber Gott interessiert das überhaupt nicht. Das ist nämlich unsere großartige Botschaft: Gottes Liebe ist so radikal, dass sie nach dem, was wir tun, gar nicht fragt. In diesem Irrtum stecken beide noch fest, Pharisäer und Zöllner. Und wir auch. Wir sind gejagte und Getriebene, weil wir meinen, wir müssten es als Kirche nun bringen. Wir müssten wichtig sein, Werte bewahren, überall mitsprechen, das Elend er Welt beenden, Mitglieder werben, besser sein als die anderen: das ist die Pharisäerseele.
Oder wir müssten bescheiden sein, uns zurücknehmen, uns in den stillen Winkel zurückziehen, uns mit Asche bestreuen und am Ende selbst kleiner machen, als wir sind. Das ist der Irrtum des Zöllners. Auch wenn Jesus ihn lobt: Am Ende betet auch der Zöllner nicht um des Betens willen, nicht um Gottes willen, nicht um der Liebe willen, sondern auch Angst: Gott sei mir armen Sünder gnädig.
Die Botschaft der radikalen Liebe aber, die sich am Kreuz offenbart hat, als radikale Hingabe, lautet: er ist uns schon gnädig. Wir müssen vor ihm nichts beweisen, weder unsere frommen Heldentaten noch unsere fromme Demut. Damit verplempern wir am Ende nur unsere Kräfte und reden doch immer nur von uns. Jesus lenkt unsern Blick aber auch auf die Liebe. Nicht die Liebe, mit der wir lieben, sondern mit der wir geliebt werden. Die Kirche, das ist die Gemeinschaft der Geliebten, die wissen, dass sie geliebt werden. Gott ging bis ans Kreuz, um uns eine Liebe zu beweisen. Aber wir stellen uns hin und sagen: schau mal, was wir alles tolles machen! Und sind gleichzeitig verzagt, weil wir meinen, dass es zu wenig ist. Böse Falle.

Wir beten. Das ist, was Kirche macht. Paulus sagt an einer Stelle: Betet ohne Unterlass. Unser ganzes Leben soll Gebet sein. Damit ist aber nun nicht gemeint, und das ist, ich sage das jetzt mal so einfach dahin, sozusagen der katholische Irrtum: damit ist nicht gemeint, dass wir alle Mönche und Nonnen werden sollen und uns zurückziehen sollen und am besten gar nichts machen außer die Hände zu falten. Das ist immer noch falsch gedacht. Das ist immer noch vom Tun her gedacht. Aber Paulus meint damit eine Haltung, die wir einnehmen: Betet ohne Unterlass. Alles, was wir tun, sollen wir vor Gott tun. Und da gibt es jetzt einen sehr schlichten Gedanken, der aber ungeheure Kraft hat, wenn wir ihn zulassen: So ist es doch sowieso.
Wenn es Gott gibt, dann tun wir alles, was wir tun, vor ihm. Und die ungeheure Botschaft von der der radikalen Liebe, die uns Gott zuruft, lautet: Ihr tut alles, was ihr tut, in der Liebe, in meiner Liebe!
Sie umhüllt uns wie die Haut, sie ist um uns wie die Luft, sie ist der Heilige Geist, in ihm, so sagt Paulus an andere Stelle so schön, in ihm leben wir und weben wir. Christen sind also Menschen, die alles, was sie tun, vor dem Hintergrund von Gottes Liebe tun. Wir können tiefenentspannt sein. Uns kann nichts passieren. Aus dieser Liebe können wir nicht herausfallen. Niemand. Keine Kreatur. Ein bisschen Erlösung gibt es nicht. Das ist, was uns als Kirche anvertraut sind.
Das sind die Pfunde, die Gott uns gibt, damit wir damit wuchern. Weder pharisäische Großtuerei noch zöllnerische Selbstverkleinerung sind gefragt. Wir gewinnen unsere Würde und unseren Wert nicht aus dem, was wir tun, sondern aus dem, was wir sind. Ich finde, dass das eine sehr aufregende Botschaft ist. Und ich finde: würden wir das ehrlich, aufrichtig, mutig und mit Nachdruck verkündigen, würde man uns auch zuhören. Aber eine Kirche, die nicht anderes sein will, als die bessere Gesellschaft, die Gemeinschaft der besseren Menschen: das wird eine sehr verkrampfte, sehr eingeengte und ängstliche Schar von Menschen sein. Und wisst ihr was: ich glaube, dass das genau unser Problem ist. Wir haben die Liebe aus den Augen verloren, und fragen ständig: was sollen wir tun? Anstatt zu fragen: Was hat Gott für uns getan? Ich bin mir ziemlich sicher: eine Kirche, die diese Frage stellt und auch die Antwort darauf gibt – denn die Antwort haben wir ja – wird eine interessante, spannende, aufregende und, ja auch das, eine wichtige Kirche sein.
Weil wir etwas so radikal anderes sagen als das, was wir sonst zu hören kriegen: höher, schneller, weiter! Das ist doch furchtbar! Aber das Leben funktioniert nicht wie die Olympischen Spiele, von denen dieser Spruch stammt.

Wenn ich also sage, dass wir als Kirche vor allem Beten, dann heißt das gerade nicht, dass wir uns zurückziehen sollen, dass wir uns nur die „Religion“ kümmern sollten, als wäre das ein Hobby, das man hat oder nicht. Dieses ganze Gerede von der Religion geht mir ziemlich auf den Zeiger. „Religion“: das ist, was de Pharisäer und der Zölllner machen. Sie verplempern Zeit und Energie darauf, Gott zu zeigen, wir toll wir sind. Das interessiert ihn überhaupt nicht. Er weiß, dass wir toll sind. Er hat uns schließlich geschaffen. Das allein ist doch schon ein Grund, sich gut zu fühlen.

Aber wir sind begrenzt in unsern Möglichkeiten. Das ist, was uns aufgegeben ist. Damit müssen wir umgehen. Unsere Ressourcen sind begrenzt. Unsere seelischen ebenso wie unsere materiellen. Darum spielt die Gerechtigkeit so eine große Rolle. Und darum muss es die Kirche geben, als organisierte Liebe. Das ist ihre Eixstenzberechtigung und ihre Aufgabe. Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden. Die Zeit ist begrenzt. Kauft die Zeit aus, sagt Paulus, denn es ist eine böse Zeit. Verplempert Eure Zeit nicht damit, mir oder den Menschen zu gefallen, nutzt sie, um ein gutes Leben zu führen. Und steht einander bei, ein gutes Leben zu führen. Das fängt beim Essen und Trinken an, das geht über das Recht, ein Dach über dem Kopf zu haben und nicht einsam sein müssen bis hin zu der Zusage von Versöhnung und Vergebung. So betet es das Vaterunser: Dein Reich komme, unser tägliches Brot gib uns heute, vergib uns unser Schuld. Und man beachte die Reihenfolge. Erst kommt das Fressen, dann die Moral.
Wir beten. Und wir beten in Gemeinschaft, denn in Gemeinschaft sind wir stark. Das macht uns zur Kirche. Gott sagt uns, wer wir als Kirche sind.  
Ich habe das Gefühl, dass wir das gerade ein wenig vergessen haben und uns viel zu sehr davon treiben und jagen lassen, was andre Menschen denken, was wir als Kirche sind. Aber wir sind keine Institution zur Bewahren christlich-abendländischer Werte. das stimmt schon nicht mehr, wenn man ein paar Stunden in Richtung Osten fährt und plötzlich gar nicht mehr im Abendland ist.
Wir sind auch nicht die bessere Gesellschaft, dass sollten wir durch 2000 Jahre blutige Kirchengeschichte und die Missbrauchsfälle, die es auch in der evangelischen Kirche gibt, wahrlich gelernt haben. Wir scheitern an solchen Ansprüchen! Das ist die meines Erachtens die Hauptquelle unserer Frustration.  Wir sind keine bessere Menschen. Wir sind Menschen, die wissen, dass es keine besseren Menschen gibt. Da kann uns das Gebet des Zöllner schon ein wenig helfen. Solange man daraus nicht wieder ein Gesetz macht.

Wir sind die Gemeinschaft der von Gott radikale Geliebten. Und wir sind die Gemeinschaft der Vergesslichen, die wissen, dass sie vergesslich sind. Deswegen müssen wir predigen. Mit Wort und mit Tat. Und immer auf der Höhe der Zeit. Und auf der Höhe der Zeit sind wir, wenn wir nicht am Vergangenen kleben, sondern von der Zukunft her leben: von der Zukunft, die Gott für uns bereithält. Das ist doch auch ein Teil der radikalen Liebe: Dass wir vor der Zukunft nicht nur keine Angst haben sollen. Sondern dass wir uns auf die Zukunft freuen können. Er kommt uns doch entgegen, Gott ist ein entgegenkommender Mensch, so wie der Vater, der seinem verlorengeglaubten Sohn entgegenläuft, nicht, um ihm eine moralische Gardinenpredigt zu halten, was er alles falsch gemacht hat und wie enttäuscht er ist und was noch alles, sondern um ihn in die Arme zu schließen und zu sagen: mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder, Auferstehung mitten im Leben. Hallelujah. Hallelujah! Lobt Gott! Gott loben: Das ist auch Gebet, und es ist für uns Christenmenschen eigentlich der Anfang allen Betens! Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Gott loben, so singt Luther in einem seiner schönsten Lieder, das ist unser Amt.
Was heißt das nun?
Ich wünsche mir eine fröhliche Kirche. Uns ist so eine großartige Botschaft anvertraut: Jesus Christus, Gottes radikale Liebe. Wir sind viel zu verzagt und lassen uns viel zu sehr jagen und schauen immer nur auf die Probleme. Aber es geht doch um Menschen!
Der Zustand der Kirche macht mich manchmal ganz traurig. Nicht, weil sich alles verändert. Das finde ich im Gegenteil sehr gut. Wir kleben viel zu sehr am Materiellen und Althergebrachten. Das ist pure Bequemlichkeit und von Angst gesteuert. “Furcht ist nicht in der Liebe“, das muss ich mir selbst auch immer wieder sagen lassen. Doch es macht mich wirklich traurig: Dass viele Menschen in der Kirche so verzagt und mutlos sind, nicht wenige auch frustriert und wütend. Das zeigt mir: wie nehmen unsere wichtigste Aufgabe nicht richtig wahr und hören Gott entweder nicht richtig zu oder reden nicht richtig von ihm (wahrscheinlich beides).

 Was ist denn Kirche? Organisierte Liebe. Und ich glaube, dass sich deswegen auch so viele Menschen abwenden. Eine mürrische Kirche, die das, was unerträglich ist am Leben, auch noch verdoppelt, braucht niemand. Und es nervt mich. Weil wir auf diese Weise Energie, Geld und, was am schlimmsten ist, Menschen verschleißen. Ich glaube, so ist es von Gott nicht gemeint. Organisierte Liebe heißt doch vor allem: gemeinsam sind wir stark. Deswegen hat es keinen Sinn, die einzelnen Dienste und Aufgaben in der Kirche und in der Gesellschaft gegeneinander aufzuwiegen. Dann landen wir wieder beim Pharisäer und beim Zöllner und fragen danach, was Gott gefällt. Doch wir sollten alles, was wir tun und sagen daran messen, ob es der Liebe förderlich ist und den Menschen dient (also uns!). Also: aus dem Geist des Gebets handeln, das mit dem Lob beginnt. Und dabei nüchtern bleiben: weil unsere Ressourcen begrenzt sind. die radikale Liebe ist das Gegenteil von Sentimentalität und Schwärmerei. Die radikale Liebe ist nüchtern und hellwach. Sie ist genau, zugewandt und lösungsorientiert, weil ihr Ziel, dass es Menschen gut geht. Mit Sentimentalität hat das nichts zu tun. Die macht uns nur blind und verhindert, dass wir genau hinschauen.

Es ist schließlich die Liebe, die sich am Kreuz zeigt. Und das Kreuz stellt uns auch ein paar sehr unbequeme Fragen, vor denen wir uns aber nicht fürchten dürfen. Ich sage mal ganz spröde: zur Liebe gehört auch eine ehrliche Inventur. Was können wir überhaupt leisten? Die Frage macht uns genau dann mutlos, wenn wir meinen, wir müssten das alles alleine wuppen. Darum ist das nur die eine Frage. Es gibt auch noch eine andere, und mit der sollten wir anfagen: Was steht uns denn zur Verfügung? Und da zeigt sich etwas Wunderbares.
Wir sind als Kirche von Kurhessen-Waldeck eine riesige Organisatin. 850.000 Mitglieder, 40.000 Ehrenamtlichen und 11.000 Hauptamtlichen. wenn das nicht ein Schatz ist! Wir schauen nur auf das, was wegbricht. Aber schauen wir auch auf das, was da ist? Wir haben im Jahr rund 180 Mio Euro zur Verfügung, die uns anvertraut werden. Wenn das nicht ein Schatz ist, wenn wir hier nicht reich gesegnet sind, dann weiß ich wirklich nicht, was ein Segen ist. Da sollten wir beginnen und fragen: was fangen wir damit an?

 Ist in all diesen nüchtern Zahlen noch Platz für die Liebe? Gerade da! Und ich glaube, da liegt gerade unser Problem. Wir schauen wir die Kaninchen auf die Schlange auf das, was wegbricht, anstatt genau hinzuschauen, was da ist. Wir sehen die wenige Menschen, die hier sitzen und sind frustriert. Aber ihr seid da! Das ist doch ein Anfang! Wir müssen einfach mal nüchtern über den Tellerrand schauen und genau hinsehen. Die Liebe ist, ich sage es nochmal, immer genau. Und Genauigkeit ist das Wesen der Gerechtigkeit.
Zu organisierter Liebe gehört nämlich auch ein gerechter und phantasievoller Umgang mit dem anvertrauten Geld und den anvertrauten Menschen. Jesus redet oft davon, wie wir mit anvertrauten Pfunden umgehen. Da ist für Träumereien kein Platz. Aber eben auch nicht für kleinkarierte Zögerlichkeit und Besitzdenken. Organsierte Liebe meint mehr als verwaltete Liebe.  Wir haben als Kirche zu viele Steine und zu wenig Herzen. Wir schleppen zuviel Balast mit uns herum, den wir dann Tradition nennen und unser diesem Namen aufhören danach zu fragen, ob das noch irgendeinen Nutzen hat. Da ist etwas schiefgelaufen in den letzten Jahrzehnten, vielleicht sogar Jahrhunderten, in denen wie es in Staat und Gesellschaft bequem hatten. Das ist vorbei, und ich bin mir nicht sicher, ob das nicht sogar ein Segen ist, auch wenn ich schon etwas Angst davor habe. Aber Furcht ist nicht in der Liebe. Unter diesem Blickwinkel möchte ich mir gerne den Reformprozess ansehen, den wir letztlich ja nicht wirklich freiwillig, sondern aus letztlich aus Angst tun. „Sparen“ um des Sparens Willen jedenfalls ist kein Ziel. Das wäre Geiz, und Geiz ist eine Todsünde. Die Liebe hat immer auch etwas mit Verschwendung zu tun, mit Großzügigkeit und mit dem Mut, neu anzufangen.

In zwei Woche sind Kirchenvorstandswahlen. Am Ende des Monats bekommen wir eine neue Bischöfin, unter der manches anders laufen wird, als bisher. Eine gute Gelegenheit, nach neuen Anfängen zu fragen und die Frage zu stellen: Wozu sind wir eigentlich da? Wir sind dazu da, die Botschaft von der radikalen Leibe zu verbreiten. Wir sind organisierte Liebe. Geht das noch in den alten Strukturen mit ihr festgefahrenen Art und Weise, wie eine preussische Behörde zu handeln? Ich glaube nicht. Das hat seine Zeit gehabt, Sie ist vorbei. Es kann nicht unser Ziel sein, das Alte um jeden Preis zu erhalten. Schauen wir genau hin, dann sehen wir: Es hat einmal funktioniert, jetzt funktioniert es nicht mehr. Wir leben in einer anderen Welt als noch vor wenigen Jahren. Also bitte: lasst uns fragen, was wir wirklich brauchen, damit wir beten können und Zeugen sein können für die radikale Liebe. Sollten w i uns davor fürchten?
Neue, schlanke, vernetzte Strukturen schaffen, die wieder Freude und Schwung in unsere Arbeit an der Liebe bringen: Das ist ein Ziel. Unrealistisch? Naiv? Nicht zeitgemäß? Ja, genau. Wir sind nämlich Kirche, und Kirche ist anders. Wir brauchen ein neues Denken, damit wir aus der Falle herauskommen, entweder mit großer Lippe wie der Pharisäer vor Gtt zu stehen oder mit verzagtem Herzen wie der Zöllner, die beide auf ihre Weise an der Vergangenheit hängen.
Wir sollten von der Zukunft her denken, von dem, was uns in der Taufe zugesagt wurde: Siehe, ich bin bei Euch, bis and er Welt Ende. Das befreit. Wir schleppen zuviel Gepäck mit herum. Kirche kann auch ganz anders aussehen, als sie es jetzt tut. Anderswo in der Welt wächst die Kirche, und sie tut es vor allem dort, wo man sich von den alten Zöpfen getrennt hat und dem Geist Gottes wieder Raum gegeben hat anstatt dem Geist der Verwaltung. Und das sage ich als einer, der and er Spitze der Verwaltung arbeitet. Das kann alles auch ganz anders gehen, auch wenn ich den Weg noch nicht sehe. Aber das heißt nicht, dass es nicht andere Wege geben kann. Vertrauen wir auf Gott und schauen wir, um der Liebe willen, also um der Menschen willen, genau hin und fragen wir, zuerst im Gebet, aber dann auch miteinander: Was brauchen wir eigentlich wirklich, damit wir beten können und das Zeugnis von der Liebe in die Welt bringen? Wahrscheinlich sehr viel weniger, als wir meinen.
Was machen wir als Kirche, was sonst niemand macht? Wir hören, beten und hoffen. Unser Auftrag ist, die gute Botschaft weiterzusagen, sonst mach es keiner. Dazugehört auch, laut und deutlich zu sagen, was in der Gesellschaft und in der Kirche schiefläuft. Noch lauter aber: was uns hält, trägt und herausfordert: Gottes radikale Liebe.  Gemeinsam. Und gut organisiert. Lasst uns anfangen. Furcht ist nicht in der Liebe. Weder die Frucht des Pharisäers, noch die des Zöllners.
Amen.

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