Samstag, 10. Januar 2015

Predigt zu Mt 3, 13-17 Leben aus der Taufe 1. S. n. Epiphanias


Liebe Gemeinde, Schwestern und Brüder im Herrn!

 

Mit der Taufe Jesu am Jordan beginnt die Geschichte des Abendlandes. Denn Abendland: das heißt Christentum, und Christentum, das heißt: Glauben daran, dass Jesus Christus der von Gott gesandte Mensch ist, mit dem Gott seine Versprechungen aus der Zeit von Abraham, Isaak und Jakob, Mose und den Propheten wahr macht.

Und dieses Versprechen heißt: Ich will Euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein.

Seitdem ist klar: Christ wird man durch die Taufe. Und die Taufe steht jedem Menschen offen. Weder Herkunft noch Geburt, weder persönliche Eignung noch ein besonderes Berufungserlebnis braucht es, um Christ zu werden. Für den Glauben gibt es keine Fremden. Wer Ja sagt zu Gott und sich taufen lässt, ist Christ. Und verpflichtet sich damit, gemäß der Regeln zu leben, die Gott für uns vorgesehen hat, damit das Leben gelingen kann. Und die oberste Regel für uns Christen ist die Feindesliebe, die aus dem Geist der Versöhnung stammt. Paulus wird das, einige Jahre nach dem Tod Jesu. so formulieren: Wir haben das Amt, das die Versöhnung predigt! Das ist der Kern des christlichen Glaubens. Versöhnung. Und die Kraft, die uns zur Versöhnung führt, ist die Liebe. Die Liebe, die nichts anderes bedeutet, als dem anderen als Leben zu gönnen, das ihm von Gott geschenkt wurde und alles dafür zu tun, dass der andere gut leben kann.

Daran will uns die Taufe erinnern. Sie ist eine gegenseitgie Verpflichtung von Gott und Mensch zugunsten des Menschen.

Die Taufe, meine Lieben, funktioniert am ehsten wie eine Versicherung. Eine Versicherung ist dazu da, uns bei den Folgen eines Schadens zu unterstützen. Aber sie kann den Schaden nicht verhindern. Eine Krankenversicherung macht uns nicht gesund und bewahrt uns nicht vor Krankheit. Sie hilft uns, die Folgen zu tragen. Und vor dem Tod kann sie uns auch nicht bewahren. Aber eine gute Versicherung wird immer auch dafür sorgen, dass wir Schaden vermeiden! Genau so ist es mit dem Glauben. Er hilft uns, in einer vergänglichen, vom Bösen, von Gewalt, Lüge und Heuchelei vergifteten Welt zu bestehen. Gott nimmt uns den Kampf gegen das Böse nicht ab, er steht uns im Kampf bei: denn er will, dass wir frei sind und dass sich unsere Freiheit im Kampf mit dem Böse bewährt. Und Böse ist alles, was sich gegen das leben richtet. Das ist ganz einfach. Es geht um das Leben aus dem Geist der Versöhnung heraus. Das Böse mit Bösem zu bekämpfen: das ist genau das, was Gott nicht will Das Modell Sintflut funktioniert nicht. Vernichtung kann der Weg zum Guten nicht sein. Wir sollen unser Feinde lieben, damit wir an ihnen lernen, wozu wir selber im Stande sind. Dass Gott uns liebt: Das ist der Anfang der Feindesliebe. Und diese liebe zeigt isch darin, dass er für uns die Gewalt erleidet und in den Tod geht, anstatt Gewalt auszuüben und selber ein Agent des Todes zu werden.

 

Und das heißt: wir müssen immer wieder Buße tun und uns besinnen. Dazu gehört auch, dass wir uns gehörig erschrecken über das, was in der Welt vorgeht und wozu wir im Stande sind. Die unbedingte Suche nach Lösungen, die auf Frieden hinauslaufen, die unbedingte Suche nach Lösungen, die nicht auf Gewalt, Ausgrenzung und Verachtung beruhen: das ist die Aufgabe des christlichen Glaubens.

Das ist das, was Paulus den vernünftigen Gottesdienst im Alltag der Welt nennt, den jeder feiert, der das leben feiert und dem Leben dient.

 

Wenn sich heute Menschen versammeln und für sich in Anspruch nehmen, das Abendland retten zu wollen, dann müsse sie sich daran messen lassen. Wer das Abendland retten will, indem er gegen andere hetzt, Menschen ausgrenzt und mit Hetze und Parolen an die niedrigsten Instinkte appelliert, der wird das Abendland gewiss nicht retten, sondern erst recht in den Abgrund reissen. Wer Abendland sagt, sagt Christentum, und wer Christentum sagt, der sagt Versöhnung, Toleranz, Freiheit und Großzügigkeit.

Gott mutet uns zu, gegen unsere Instinkte, Meinungen und Stimmungen zu handeln und eben nicht auf unser Reptiliengehirn zu hören, sondern auf sein Wort. Gott mutet uns zu, dass wir unseren Hass und unserer Angst – das sind nämlich zwei Seiten einer Medaille – wahrnehmen, bekämpfen und überwinden. Wir haben in zwei entsetzlichen Jahrtausenden seit de rTaufe Jesu auf schreckliche Wiese gelernt, was für ein Gift Religion werden kann, wenn sie dafür verwendet wird, Menschen einzuschüchtern, klein zu machen und mit dem Hinweis auf Gottes Zorn so zu verängstigen, dass sie zu unvorstellbaren Grausamkeiten im Namen Gottes in der Lage waren. Das ist auch die Geschichte des Abendlandes. Wer sich auf das Abendland beruft, der muss sich auch  auf die Schande des Abendlandes berufen: den Missbrauch des Namens Gottes in Namen der Gewalt, der Ausgrenzung und der Macht. Gerade im Namen Gottes wurden die gottlosesten Taten der Menschheitsgeschichte begangen. Und warum? Weil die Menschen ihren Glauben eben nicht aus der Heiligen Schrift bezogen haben, weil die Menschen eben nicht im Gottesdienst sich dem Willen Gottes unterworfen haben, sondern sich Hirngespinsten und Aberglauben hingegeben haben: ich bin oft geradezu entsetzt, welcher Unfug mir als gelegentlich als vermeintliches Christentums begegnet, und das nimmt zu. Das ist die Erfahrung, die er Islam auch gerade macht: und es ist eine fruchtbare Erfahrung, wie wir sehen. Auch Allah will den Frieden unter den Menschen, da ist der Koran ganz eindeutig. Aber auch in den Islam hat sich allerhand eingeschlichen, dass mit dem, was der Prophet meinte wollen zu sollen, gar nichts mehr zu tun hat. Auch in der Bibel stehen schreckliche Sachen: Aber es ist Gott selber, der gesagt hat, dass das vorbei ist und nicht mehr gültig ist. Die Bibel ist kein Gesetzbuch, das wir wörtlich nehmen sollen. Der Buchstabe, so sagt es Paulus, tötet, der Geist macht lebendig. Die Bible will nicht befolgt werden, sie will verstanden und ausgelegt werden. Darum gibt es das Predigtamt, darum studieren Pfarrerinnen und Pfarrrer Theologie, darum gibt es den Gottesdienst, an dem wir uns Sonntag für Sonntag vergewissern, worum es im Glauben wirklich geht. Die Bibel ist das Wort Gottes in dem Sinne, dass uns aus ihr die Stimme Jesu entgegenkommt, die alles, was vorher gesagt wurde, in Frage stellt und einer einzigen Frage unterwirft: Was dient dem Frieden? Oder, diesselbe Frage im Grunde: Was dient dem Frieden?

Diese Frage zu stellen, das ist das wahre Erbe des Abendlandes, wenn wir dieses Wort denn schon benutzen wollen. Was dient dem Frieden? Und dem Frieden dient nur eines: der unbedingte Wille zur Versöhnung und das gemeinsame Bekenntnis der Schuld, dieses Ziel ständig zu verfehlen. Dafür ist die Taufe so etwas wie ein Pfand oder ein Erinnerungsmal.

Meine Leiben: ich weiß, dass das für machen jetzt recht radikal und vielleicht sogar befremdlich wirkt. Aber ich sage Euch: das hängt damit zusammen, dass wir vom Evangelium inzwischen sehr weit weg sind. Das Abendland ist nicht mehr christlich. Das Christentum der Weihnachtsmärkte ist vom Evangelium ein Universum weit entfernt. Wir geraten als Kirche immer deutlicher ins Abseits: Konsumwahn und die Vergötzung der Technik, Arbeitswut und Gier, Halbildung und Ignoranz sind so laut geworden, dass es die Stimme Gottes immer schwerer haben wird und die Stimme der Krakeeler immer lauter werden wird.

Wir werden es als Christen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer schwer haben mit unserer Botschaft von Mässigung, Barmherzigkeit und Versöhnung. Darauf sollten wir uns einstellen. Nirgendwo steht geschrieben, dass der Glaube das Leben einfacher macht, ganz im Gegenteil. Zum Glauben gehört das Kreuz, und Paulus kann sogar sagen: Wir werden in der Taufe mitgekreuzigt, damit wir auch die Hoffnung auf die Auferstehung haben. Wer sich unter die Taufe stellt, stellt sich unter das Leiden Gottes an der Welt und stimmt ein in die Hoffnung auf Erlösung: Gerade weil die Welt ein Ort voller Sünde ist: Hochmut, Trägheit und Lüge.

Mit der Taufe Jesu begann die Geschichte des christlichen Abendlandes. Liebe Schwersten und Brüder: wir erleben gerade das Ende des sogenannten christlichen Abendlandes.  Als Christ kann ich nur sagen: Was solls. Staaten, Nationen, Völker, Sprachen, Kulturen kommen und gehen, und zu allermeist gehen sie an ihrer eigenen Torheit zugrunde. Das Wort Gottes aber bleibt in Ewigkeit. Diese Zusage haben wir durch die Taufe bekommen, diese Zusage macht uns Gott druch Jesus Christus. .

Wir müssen ihn nur zu Wort kommen lassen, den Geist der Versöhnung und uns von den Hasspredigern und anderen Dummbatzen nicht einschüchtern lassen. Und so steht am Schluss der Predigt jener Satz, mit dem Gott in der Heiligen Nacht anfing, zu den Menschen zu reden:

„Fürchtet Euch nicht“.

Denn die Angst ist die Quelle des Hasses.

Das ist, was ich zu Pegida, zu dem widerlichen Anschlag in Paris und der Flüchtlingsfrage zu sagen habe, wenn ich auf das Wort Gottes höre.

 

Damit es noch einmal ganz deutlich wird, lese ich die Worte des Apostels noch einmal vor, mit denen er beschreibt, was es heißt, aus der Taufe zu leben:

 


bei der Barmherzigkeit Gottes

bitte ich euch:

Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfügung.

Es soll wie ein lebendiges und heiliges Opfer sein,

das ihm gefällt.

Das wäre für euch die vernünftige Art,

Gott zu dienen.

2Und passt euch nicht dieser Zeit an.

Gebraucht vielmehr euren Verstand in einer neuen Weise

und lasst euch dadurch verwandeln.

Dann könnt ihr beurteilen,

was der Wille Gottes ist:

Ob etwas gut ist,

ob es Gott gefällt

und ob es vollkommen ist.

3Bei der Gnade,

die Gott mir geschenkt hat,

sage ich jedem Einzelnen von euch:

Überschätzt euch nicht

und traut euch nicht mehr zu,

als angemessen ist.

Strebt lieber nach nüchterner Selbsteinschätzung.

Und zwar jeder so,

wie Gott es für ihn bestimmt hat –

und wie es dem Maßstab des Glaubens entspricht.

 

4Es ist wie bei unserem Körper:

Der eine Leib besteht aus vielen Körperteilen,

aber nicht alle Teile haben dieselbe Aufgabe.

5Genauso bilden wir vielen Menschen,

die zu Christus gehören,

miteinander einen Leib.

Aber einzeln betrachtet

sind wir wie unterschiedliche

und doch zusammengehörende Körperteile.

6Wir haben verschiedene Gaben,

je nachdem,

was Gott uns in seiner Gnade geschenkt hat:

Wenn jemand die Gabe hat, als Prophet zu reden,

soll er das in Übereinstimmung mit dem Glauben tun.

7Wenn jemand die Gabe hat, der Gemeinde zu dienen,

soll er ihr diesen Dienst leisten.

Wenn jemand die Gabe hat zu lehren,

soll er als Lehrer wirken.

8Wenn jemand die Gabe hat zu ermutigen,

soll er Mut machen.

Wer etwas gibt,

soll das ohne Hintergedanken tun.

Wer für die Gemeinde sorgt,

soll sich voll für sie einsetzen.

Wer sich um die Notleidenden kümmert,

soll Freude daran haben.

 

Amen

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